Ferrari, bellissima! Ein Name mit Klang und Ruhm, wenn es um Erfolge im Motorsport geht. Jahrzehnte war Ferrari erfolgreich in Formel 1 und bei den Sportwagen. Mit den Sportwagen und Prototypen gewann man weltweit alle Klassiker, wie die 12 Stunden Sebring, 24 Stunden Daytona, die Carrera Panamericana, Mille Miglia und den Langstreckenklassiker schlechthin, die 24 Stunden von Le Mans. Doch Anfangs 1974 kam trotz erfolgreicher Testfahrten des neuen Prototypen 312 PB-74 das Aus für Ferraris Prototypen-Abteilung. Ferrari konnte das Doppelprogramm Formel 1 und Sportwagen als Kleinserienhersteller nur noch schwer stemmen und kippte zu Gunsten der Formel 1 das Sportwagen-Programm. Die Motorsportwelt musste 20 Jahre warten, bis Ferrari 1994 zurückkam. Und dass nur, weil der Mailänder Unternehmer und MOMO-Gründer Giampiero Moretti einen Traum hatte. Der Gentlemen- Fahrer, der regelmäßig in Sportwagen vom Schlage eines Porsche 962 unterwegs war, wollte einmal ein Sportwagen-Rennen in einem Ferrari gewinnen und war damit der «geistige Vater» des neuen Sportwagen-Proekts, dem Ferrari 333 SP. Er nutzte seine guten Kontakte zu Enzo Ferraris Sohn Piero Ferrari und überzeugte ihn zum neuen Sportwagen-Projekt. So ergab sich die Rückkehr Ferraris in den Prototypen-Sport für das neue Reglement der World Sports Cars (WSC), wenn auch nur als Kundensport-Projekt und von Luca di Montezemolo mehr gebilligt als gefördert, denn ein Werkseinsatz kam nicht in Frage. Die Konstrukteure Mauro Rioli, Gian Paolo Dallara und kein geringer als Tony Southgate, der auch schon in der Formel 1 aktiv war, zeichneten den Ferrari 333 SP. Das Monocoque bestand aus einer Kombination von Kohlefaser und Aluminium-Wabenbauweise.
Die Produktion des Ferrari 333 SP bei Dallara
Die ersten vier Autos entstanden bei Ferrari, ehe die Produktion zu Dallara verlagert wurde und später noch an Michelotto ging. Hewland steuerte ein quer eingebautes Fünfgang-Getriebe bei, das sequenziell geschaltet wurde. Das Getriebe führte auch zu dem einen oder anderen Ausfallgrund der Ferraris 333 SP und war zudem, da quer eingebaut, bei den Mechanikern nicht gerade als wartungsfreundlich eingestuft. Später gab es ein Evo-Getriebe mit sechs Gängen. Der Motor, ein Sahnestückchen! Hier bediente man sich aus dem Formel-1-Regal mit dem 3,5 Liter V 12 des Ferrari Formel 1 aus dem Jahr 1993, der für den Prototypen allerdings anstatt 3,5 Liter auf 4 Liter Hubraum kam. Der V12 mit einem Zylinderwinkel von 65 Grad gab neben einem fantastischen Sound auch zu Spitzenzeiten 660 PS ab. Bei den Langstreckenklassikern wie den 24 Stunden Daytona und 12 Stunden Sebring reduzierte man die Drehzahl von 11.500 auf 11.000 Umdrehungen und kam so auf standfestere 600 PS für die Langstreckenrennen. Denn eigentlich sah Ferrari die Einsätze für die langen Klassiker nicht so gern. «Dafür ist er nicht gebaut», gab man damals an und wies darauf hin, dass der Ferrari nur für die kürzeren Rennen konstruiert wurde. So war es dann auch, dass meist die Ferrari bei den großen 24 Stunden-Klassikern wie Le Mans und Daytona nicht ins Ziel kamen. Doch 1995 konnte man erstmals die 12 Stunden von Sebring mit der Paarung Velez/Evans/van de Poele vom Team Scandia gewinnen. Das Schöne an der Story des 333 SP ist auch, dass Giampiero Moretti, «Vater» der 333 SP-Story, 1998 dann innerhalb von wenigen Wochen gleich die Klassiker 24 Stunden Daytona und die 12 Stunden Sebring gewinnen konnte. Könnte man die Geschichte schöner schreiben?
Moretti erfüllte sich mit dem Ferrari 333 SP einen Traum
Er erfüllte sich damit seinen Traum und trug sich gleich bei zwei der großen Klassiker in die Siegerliste ein. Der Ferrari war dazu ein Dauerbrenner, denn er bestritt von 1994 bis einschliesslich 2001 insgesamt 140 Rennen und fuhr 50 Siege ein. Von den 50 Siegen fuhren Fredy Lienhards 333er insgesamt sieben Siege ein, bei deren sechs stand Fredy Lienhard mit auf dem Podium, und einmal siegten Mauro Baldi und Didier Theys allein im «Doran Lista Ferrari». Fredy Lienhard besaß im Laufe der Jahre mehrere Ferrari 333 SP. Doch der Reihe nach. Das erste Chassis, welches Fredy Lienhard 1995 kaufte, war Chassis Nummer 12. Im März 1995 fuhr Lienhard in Hockenheim einen Lauf zur Schweizer Meisterschaft zu Testzwecken mit dem brandneuen Ferrari und gewann sein erstes Rennen. Ein paar Wochen später nahmen Lienhard/Theys am Lauf zur IMSA Serie in Atlanta teil. Fredy Lienhard wurde in einen schweren Unfall verwickelt, und das Auto galt als Totalschaden. Es wurde innerhalb eines Monats auf einem Ersatzchassis wieder neu aufgebaut, und beim nächsten Rennen in Lime Rock war es wieder im Einsatz. In den Listen wurde es fortan als «12b» geführt. Mit «12b» gewannen Lienhard/Theys 1997 beim Lauf zur «International Sports Racing Series» in Zolder und 1998 in Le Castellet. Ende 1998 wurde «12b» verkauft und Fredy Lienhard orderte ein neues Auto, Chassis Nummer 25, mit dem man 1999 bei der »United States Road Racing Championship» in Lime Rock gewinnen konnte. Im Jahr 2000 gewannen Baldi/Theys den Lauf zur glei-chen Serie mit «Chassis 25» in Homestead, Fredy Lienhard war beruflich verhindert, und in Road Amerika gewann das Trio Lienhard/Baldy/Theys wieder gemeinsam. Zwischendurch war auch Chassis Nummer 16 im Besitz von Fredy Lienhard, das auch unter Giampiero Moretti bei Doran Racing im Einsatz war. Anfang der 2000er-Jahre waren die Jahre des Ferrari auf Grund von Reglementänderungen gezählt. Mit Einführung der «Balance of Performance» und dem Air-Restriktor war man mit dem 4 Liter V12 leistungsmäßig unterlegen.
Zweites «Leben» als Ferrari-Judd
Bei Doran Racing schlummerte jahrelang das verunfallte Chassis, das nur in Hockenheim und beim Unfall Rennen in Atlanta im Einsatz war. Dies wurde 2000 für die Sammlung Fredy Lienhards Autobau-Museum bei Daran Racing repariert und war seitdem Bestandteil des Museums. Doch damit sollte die Rennkarriere doch noch nicht enden. Es entstand die Idee, den mittlerweile Kraftlosen Ferrari-Motor gegen einen Judd V10-Motor auszutauschen. Bei Doran Racing in den USA wurde das Auto auf den Judd Motor umgebaut und erlangte mit einem neuen «Herzen», dem Judd V10, ein zweites Motorsport-Leben und war 2001 wieder am Start Im Mai 2001 war es dann so weit, und Fredy Lienhard bewies, wie erfolgreich die Kombination Ferrari Chassis Judd-Motor sein kann und siegte mit Didier Theys und Mauro Baldi in Watkins Glen. Ab da war der «Ferrari-Judd V10» meist auf dem Podium zu finden und das Trio fuhr in Elkart Lake sogar einen weiteren Sieg ein. Ende 2001 wurde das Auto dann auch wieder auf den Ferrari-Motor zurückgebaut und kann seitdem im Autobau Romanshorn be-staunt werden, oder besser noch, ab und an auf Europas Rennstrecken. Denn Fredy Lienhard sieht sich trotz seines Autobau-Museums nicht als Sammler. Er ist Racer durch und durch, und deswegen werden auch alle Autos ab und zu auf Rennstrecken bewegt, wie von uns zum Trackday in Monza. So gab es also auch mal einen Ferrari mit einem anderen Motor. Apropos Motor: Damals gab es schon Querelen, bevor der Ferarri 333 SP überhaupt an den Start ging. Sagte doch das Reglement: Vier-Ventil-Saugmotor mit maximal 4 Liter Hubraum oder Zweiventilmotor mit maximal 5 Liter Hubraum. Wichtig, der Motor muss aus einem Straßen zugelassenen Fahrzeug stammen. Aber der V12 Ferrari stammte der Motor mit den zwei Herzen!
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Fotos: Peter Heil, Fredy Lienhard Archiv