FERRARI 512 BBLM – Ferraris Fahnen-Träger

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Die Geschichte des Ferrari 512 BBLM: Anfang der Siebziger-Jahre zog sich Ferrari zugunsten seiner Formel-1-Aktivitäten aus dem GT-Sport zurück, doch einige Kunden hielten die Ferrari-Fahnen mit dem Ferrari 365 GTB/4 hoch (siehe Curbs-Ausgabe #57). Doch 1976 war die Zeit des 365 GTB/4 Daytona vorbei, und erstmals stand kein GT-Ferrari in Le Mans am Start. Im Folgejahr präsentierte sich wieder ein GT-Ferrari in Le Mans am Start. Das North American Racing Team, kurz N.A.R.T., trat mit dem Mittelmotor-4,4 Liter-365er an, konnte aber nur einen fünften Platz in der Klasse und einen 16. Gesamtplatz erreichen. Im Jahr 1978 traten erstmals Privat aufgebaute Ferrari 365 GT4/BB in Le Mans an. Die Teams Pozzi-Thompson JMS, Luigi Chinetti und die Ecurie Francorchamps brachten insgesamt Vier 512er an die Sarthe, die aber allesamt aus-fi elen. Wieder war es das Team N.A.R.T. mit dem 365er-Ferrari und den Fahrern Francois Migault und Lucien Guitteny mit einem Fünften Platz in der Klasse und erneut dem 16. Platz im Gesamt, die die Ferrari-Fahnen einigermaßen hochhielten. Der 356 GT4/BB war wie sein Vorgänger 365 Daytona mit seinem Zwölf-Zylinder-Motor einfach zu schwer und obendrein noch Defekt-anfällig. Dazu galt er anfangs als nicht gerade einfach zu fahren, da das Chassis nicht genügend Verwindungssteif war. Ferrari nahm sich der Sache erneut ein wenig an, und so kam 1979 der modifi zier-te 512 BBLM. Die Typenbezeichnung sagt folgendes aus: die Fünf steht für fünf Liter Hubraum, die Zwölf für zwölf Zylinder, «BB» für Berlinetta Boxer und «LM» für Le Mans. Die «LM» Version kam nun optisch völlig anders daher.

Der FERRARI 512 BBLM Aerodynamik von Pininfarina

Ferrari gab die Entwicklungsarbeit der Aerodynamik an Pininfarina, und heraus kam ein den Prototypen sehr ähnlich aus-sehendes Auto. Die Front- und Heckpartie wurde ausladender, um breite Reifen verwenden zu können. Die Ferrari 512 BBLM starteten nach dem IMSA-Reglement. Das neu aufgebaute Auto verfügte jetzt über eine komplett andere Aerodynamik mit einem sehr langgezogenen und runden Heck. Die Front war analog zu der Porsche 935er-Optik mit tiefsitzenden Scheinwerfen ausgestattet und hatte optisch wenig gemeinsam mit dem 512BB aus dem Vorjahr. Die Klappscheinwerfer waren für die Rennversion Geschichte. Die Karosserie bestand nun großenteils aus GFK, und so kam der BBLM zuletzt auf 1050 Kilogramm. Unter dem GFK-Kleid bestand das Chassis aus einem Gitterrohrrahmen aus Stahl. Mit seinen 470 PS und der guten Aerodynamik brachte es der 512 BBLM auf satte 320 Km/h Höchstgeschwindigkeit in Le Mans. Doch seine Achillesferse war das Getriebe, vor allem als Ferrari später noch mal 100 PS mehr aus dem Zwölfzylinder kitzelte, war das ein häufi ger Ausfallgrund. So war es dann in 1979 auch nur einer von vier gestarteten 512 BBLM, der die Zielflagge sah. Die Paarung Nick Faure, Steve O`Rourke, Bernard de Dryver und Jean Blaton, brachten den Ferrari auf dem fünften Platz in der IMSA Klasse ins Ziel. Das bedeutete Platz Zwölf im Gesamt, freilich satte 25 Runden hinter dem Gesamt-Zweit-Platzierten und Sieger der IMSA-Klasse, dem Porsche 935 von Rolf Stommelen, Paul New-man und Dick Barbour. Gesamtsieger war das Kölner Kremer-Team mit Klaus Ludwig und Don und Bill Whittington, die nach dem Gruppe 5 Reglement starteten und eigentlich die Messlatte sein sollten, denn Sportprototypen waren in dem Jahr nicht großartig am Start. Leider ging es mit dem 512 BBLM ergebnismäßig enttäuschend weiter, mit ihm wurde also kein erfolgreiches Ferrari Kapitel geschrieben.

Nur der Pozzi-Ferrari brillierte

Die großen Siege wie bei den Vorgän-gern blieben aus. Lediglich 1981 konnten Jean-Claude Andruet, Claude Ballot-Le-na und Hervé Regout vom französischen Team Pozzi einen guten fünften Gesamt-rang in Le Mans einfahren und damit die IMSA-GTX-Klasse gewinnen. Trotz allem hat es der Ferrari 512 BBLM geschafft, eine Ikone zu werden und taucht auch so heute noch, viel bestaunt, ab und an bei histo-rischen Veranstaltungen auf und ist dazu ein begehrtes Sammlerobjekt. Ein Ferrari ist ja meist schon ein automobiles Kunst-werk an sich und muss, um begehrt zu sein, nicht immer das erfolgreichste Model sein. Der von uns gefahrene 512 hat keine Le Mans-Geschichte. Er wurde 1977 von keinem geringeren als Roger Penske ge-kauft: als Serienfahrzeug. Ein Mitarbeiter Penskes überführte das Auto erstmal nach England. Leider verunfallte er, angeblich nach einer Party, durch Falschfahren in einem Kreisverkehr tödlich, als er frontal mit einem LKW zusammenstieß. Als Totalschaden machte der 512 BB seinen Weg in die USA. Dort entschied man sich anfangs der 90er-Jahre aus dem Totalschaden in Italien einen Umbau auf einen BBLM machen zu lassen. In den USA fuhr der 512 BBLM dann einige Jahre bei historischen Rennveranstaltungen und fand von dort seinen Weg 2014 zu Fredy Lienhard in den «autobau» in die Schweiz. Seitdem wird er nicht nur im «autobau» -Museum gezeigt, sondern wird auch bei Track-Days hin und wieder artgerecht von Fredy Lienhard bewegt.

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