Jason Stuart Wright, der die Sharknose-Renaissance zur endgültigen Reife geführt und zwei Ferrari 156 „unsterblich“ gemacht hat, über die Entstehung einer Legende:
„Nach einer enttäuschenden Saison 1962 verfügte Commendatore Ferrari, die erfolglosen Autos in ihre Einzelteile zu zerlegen und sie in den Vorplatz seiner Fabrik einzubetonieren. Diese Entscheidung trägt erheblich zur Legendenbildung um die „Sharknose“ bei. Just die Tatsache, dass keiner der Wagen überlebt hat, weckte die Sehnsucht zahlreicher Enthusiasten. Sie blieb jahrzehntelang unerfüllt – bis in den späten 90er-Jahren schließlich doch ein Wagen auftauchte. Der Musiker Chris Rea hatte das Drehbuch zu einem Film über Wolfgang von Trips und die „Sharknose“ geschrieben und zu diesem Zweck einen 156er nachbauen lassen. Obwohl es sich nur um eine Filmattrappe handelte, löste dieser Wagen eine neue Welle der Begeisterung für die „Sharknose“ aus, die den Belgier Jan Biekens inspirierte, die Werk-statt von Jim Stokes mit dem Bau eines solchen Wagens zu beauftragen. Nach-dem man einen originalen 65-Grad-Motor, ein originales Getriebe aus der Sammlung Obrist sowie originale Zeichnungen des Chassis gefunden hatte, baute das Team eine Replika, die weltweit als vollständige Kopie des 156er angesehen wurde.
Der Kauf der Sharknose war Erfüllung eines Traumes
Als sich Jan Biekens ganz überraschend jedoch entschied, den Wagen zu verkaufen, nutzte ich diese einmalige Gelegenheit. Als lebenslanger Bewunderer von Phil Hill war mir der Kauf dieses Wagens die Erfüllung eines Traums, von dem ich nie geglaubt hätte, ihn verwirklichen zu können. Eine der Bedingungen für den Kauf war meine Einwilligung, den Wagen für sechs Monate im Ferrari-Museum in Maranello auszustellen. Als ich den Wagen kaufte, hatte ich vor, einige Veränderungen an der Karosserie vorzunehmen, da ich den Ein-druck hatte, dass sie nicht ganz authentisch aussah. Während der Wagen im Museum stand, verbrachte ich Stunden mit der Suche nach guten Fotos, um die Maße richtig zu treffen, und plötzlich, wie aus dem Nichts, fi el mir eine Kopie der originalen Karosseriepläne in die Hände – etwas, wo-mit nicht einmal Ferrari selbst aufwarten konnte. Gleich nachdem ich den Wagen aus dem Museum zurück bekommen hatte, brachte ich ihn zu „Setford and Company“ in England. Dan Setford und Mike Mark hatten den Wagen bereits gemeinsam in Jim Stokes’ Werkstatt gebaut, bevor sie sich entschlossen, sich selbständig zu ma-chen und das Unternehmen zu verlassen.
Gehämmerter Rohrramen der Sharknose
Statt mit einer englischen Blechwalze, die bei Stokes’ Wagen eingesetzt wurde, zu arbeiten, entschieden wir uns, eine komplett neue Karosserie ganz im italienischen Stil über einen Rohrrahmen zu hämmern. Dafür engagierten wir „Roach Coachworks“, die sich bereits mit dem Bau der Auto-Union-Replikas für Audi einen Namen gemacht hatten und zu den besten Karosseriebauern weltweit gehören. Nachdem diese Entscheidung gefallen war, widmeten wir uns dem Chassis, das WIG-verschweißt war. Obwohl diese Schweißtechnik im Ergebnis sehr sauber und ordentlich wirkt, sah der Wagen eher nach einem feinen Modell als nach einem alten Ferrari aus. Also entschieden wir uns, einen neuen Rahmen, eine neue Aufhängung und im Grunde ein gänzlich neues Fahrzeug unter Verwendung der klassischen Gasschweißmethode zu bauen – der Schweißtechnik, die für Ferrari dieser Ära charakteristisch war. Bis auf Instrumente, Felgen, Bremsen, Kühler, Federn, Dämpfer, Pedale, Motor und Getriebe bauten wir alles neu auf. Chassis, Aufhängung sowie Benzin- und Öltanks wurden mit echten zeitgenössischen italienischen Nieten und exakten, europäischer Metrik entspre-chenden Leitungen versehen. Aus Mailand erhielten wir neue Borranis, die nach den originalen Vorlagen von Ferrari gefertigt wurden. Und dann plötzlich, wie es oft der Fall ist, wenn man sich so intensiv mit einem Projekt beschäftigt, wurde uns ein zweiter Motor mit Getriebe angeboten.
Phil Hills Original-Motor in der Sharknose
Dieser aus der Bardinon-Sammlung stammende 120-Grad-V6-Motor hatte die Nummer 002, und damit exakt die Fahrgestellnummer des Wagens, mit dem Phil Hill seinen Sieg in Monza eingefahren hat. Vor diesem Hintergrund entschieden wir uns also, noch einen zweiten Wagen zu bauen. Im Besitz eines originalen Getriebes zu sein, war entscheidend, da es sich um komplizierte Maschinenteile handelt, deren Nachbau finanziell untragbar gewesen wäre. Unter Verwendung des originalen Motors und Getriebes planten wir also zum einen die Wiedererstehung des Wagens, den Phil Hill in Monza fuhr, und zum anderen eine Replika des von Ricardo Rodríguez im selben Rennen gefahrenen 65-Grad-Wagens. Es stellte sich heraus, dass der Bau eines 120-Grad-Wagens ei-nige Herausforderungen mit sich brachte. Der Motor hatte keine Vergaser, und obwohl die Dreifach-Fallstromvergaser denen des Porsche 911 oder des Lamborghini Miura entsprechen, unterscheiden sie sich äußerlich deutlich voneinander.
Unterstützung vom Schlumpf-Museum
Glücklicherweise konnte das Schlumpf-Museum mit einem 1963er Ferrari F1 mit den korrekten Vergasern aufwarten, die zwar für deren Fahrzeug unpassend, für uns jedoch genau die richtige Vorlage zum Nachbau bildeten. Da das Museum so freundlich war, uns den Wagen für drei Monate zu leihen, hatten wir genügend Zeit, die Vergaser zu kopieren und zusammen mit der Schweißtechnik, den Schellen und Befestigungen all die kleinen und scheinbar unbedeutenden Dinge zu studieren, die am Ende dazu beitragen, dass der Wagen authentisch und richtig aussieht. Die Großzügigkeit des Schlumpf-Museums war übrigens dem Umstand geschuldet, dass Ferrari selbst den Kontakt hergestellt hatte und dass außerdem sichergestellt war, dass wir nichts nachbauten, das bereits existierte. Wie Ferrari sagte: „Ihr be-sitzt die Motoren, die einzig und alleine für einen Formel-1-Wagen gebaut wurden. Es wäre eine Schande sie nicht laufen zu se-hen und zu hören.“ Und in der Tat hat seit 1963 niemand mehr einen 120-Grad-Ferrari-Motor laufen gehört.“
Setford & Company
In einer früheren Farm in Droxford bei Southampton werden von Dan Setford, seinem Special Project Manager Michael Mark und dessen Team historische Rennfahrzeuge rekonstruiert und gebaut. In ihrem Firmen Portfolio heißt es: „Setford und Company wurde aus purer Leidenschaft für historische Sport – und Rennfahrzeuge gegründet – mit größtem Engagement, um den Job perfekt auszuführen.“ Ab 2014 baute Setfords Crew im Auftrag von Jason Stuart Wright zwei Fer-rari 156 Sharknose-Replika, die 2017 beim Festival of Speed (FOS) in Goodwood in der Spezifi kation desitalienischen Gran Premio 1961 – damals gefahren von Phil Hill und Ricardo Rodriguez – präsentiert wurden. Das Team um Dan Setford ist besonders stolz darauf, diese legendären Rennwagen, von denen kein einziges Original-Exemplar mehr existiert, in ihrer Werkstatt wieder „neu er-schaffen“ zu haben. Die beiden Wagen sorgen seitdem für Schlagzeilen… Aus ihrem Firmen-Portfolio: „Expertise in allen Aspekten des Baus und der Fertigung historischer Rennwagen. Unsere praktische technische Weitsicht macht es möglich, uns für jedes Fahrzeug zu bewerben, an dem wir arbeiten.“ Motorenbau Die Erfahrung von Setford & Company beim Bau vieler verschiedener Motortypen hat es uns ermöglicht, Zuverlässigkeit zu entwickeln, ohne die Leistung in irgendeiner Anwendung zu beeinträchtigen. Wir haben ein umfassendes Wissen über die Vor- und Nachkriegsmodelle von Alfa Romeo, Ferrari und zahlreicher anderer Fahrzeuge. Restaurierung Wir sind stolz da-rauf, über die Einrichtungen und Fähigkeiten zu verfügen, um viele Teile im eigenen Haus herzustellen, zu produzieren, zu reparie-ren und neu zu gestalten. Wir achten dar-auf, dass alle Arbeiten an Fahrzeugen stets dezent und typgerecht ausgeführt werden Rennwagen-Service: Setford & Company sind bei den wichtigsten historischen Rennveranstaltungen auf der ganzen Welt immer präsent. Wir bieten unseren Kunden Rundstrecken- und historische Rallye-Unterstützung und sind immer bereit, die Extrameile zu gehen, um zu sehen, wie sich die Autos auszeichnen.“
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Fotos: Maurice Volmeyer, Jochen von Osterroth