Leben für den Norisring

Der Name Gernot Leistner ist mit der Geschichte des Norisrings so eng verbunden wie die Rennstrecke selbst mit der Stadt Nürnberg. Anfang Mai wurde „Mister Norisring“ 80 Jahre alt - ein guter Anlass, um auf seine einmalige Laufbahn als Rennleiter und Organisationschef zurückzublicken.
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Immer alles im Griff: Leistner als Rennleiter 1979
Immer alles im Griff: Leistner als Rennleiter 1979

Zum 80. Geburtstag von Gernot Leistner

Kein anderer Rennleiter in Europa hat die Geschicke eines Rennens und einer Rennstrecke so geprägt wie Gernot Leistner. Bis 2011 liefen alle Fäden des Nürnberger Traditionsrennens bei ihm zusammen. Zwar hat der große Macher und Manager den Kommando-Stand schon vor drei Jahren auf eigenen Wunsch endgültig verlassen, „um einer jüngeren Generation Platz zu machen“. Aber mit „seinem“ Norisring wird er wohl bis ans Lebensende verbunden bleiben.

Seit 55 Jahren liefen bei ihm alle Fäden des Nürnberger Traditionsrennens zusammen. 51 Mal in Folge war er Rennleiter. Gern erinnert er sich an die große Zeit der Sportwagen – Ferrari und Porsche, Lola und Lotus, Alfa und Abarth, McLaren und March, BMW und BRM versammelten sich ab Mitte der 60er Jahre bis 1989 regelmäßig an der Noris. Aber es gab auch einen Tiefpunkt, als 1971 Pedro Rodriguez in einem Ferrari 512 M am Ende der langen Gegengeraden tödlich verunglückte. „Das war unser schlimmstes Erlebnis,“ erinnert sich der Jubilar mit belegter Stimme, „wir waren tagelang alle wie gelähmt. Ich hatte einen Freund verloren, und die Zukunft der Rennstrecke stand plötzlich auf dem Prüfstand. Lange Zeit blieb völlig unklar, ob es unser Rennen überhaupt noch einmal geben würde.“

Logische Konsequenz aus dem Rodriguez-Unfall war ein radikales Umdenken in Sachen Sicherheit. Der Kurs wurde durch Wegfall der beiden langen Geraden entschärft und mit dem Wendepunkt am Grundig-Haus auf überschaubare 2.3 Kilometer gekürzt. Der Norisring war damit gerettet, und die Sportwagen donnerten noch bis 1989 an den Steintribünen vorbei, bevor diese Ära endgültig zu Ende ging und durch die DTM mit ihren Rahmenrennen ersetzt wurde.

Wenn Gernot Leistner an seinem 80. Geburtstag zurückblickt auf sein Lebenswerk Norisring, kann er stolz sein auf das, was er und seine treuen Weggefährten im Laufe von mehr als 50 Jahren geschaffen haben. Als ganz besonderer Clou galt zwischen 1970 und 1980 der berühmte Porsche-Parkplatz auf dem Zeppelinfeld hinter der Rennstrecke (da wo jetzt die TV-Produktion und das ITR-Pressezelt stehen). Als Prokurist, Verkaufsleiter und Geschäftsführer des Porsche Zentrums Nürnberg ließ der clevere Leistner alle im Porsche anreisenden Besucher kanalisieren und auf die Wiese der US-Army lotsen. Bis zu 1.500 Porsche aller möglichen Typen und Farben gaben so ein grandioses Marketing-Bild ab. „Für unsere Porsche-Besucher haben wir auch das erste Verpflegungszelt aufgebaut. Die Bewirtung war einfach und preiswert – Brot, Butter, Käse, Wurst und Bier.“

Seit der hochdekorierte Ex-Rennleiter Ehrenpräsident des Norisring-Veranstalterclubs MCN ist, gibt es alljährlich zum Rennen eine „Leistner Lounge“ oberhalb der Boxenanlage. Eingeladen sind jeweils gute Freunde und langjährige Wegbegleiter, die der Club großzügig bewirtet. So sehr sich der Jubilar auch über seine ungebrochene Popularität freut und sie auch genießt – an seinem 80. Geburtstag versteckt er sich und stellt das Handy ab. „Dass man mich zu meinem 70. bei einer ADAC Hauptversammlung erwischt hat, war schon schlimm genug. Diesmal gehe ich auf Nummer sicher und flüchte mit meiner Monika auf eine iberische Insel, wo mich garantiert niemand kennt.“ Monika ist seit fast 30 Jahren die Frau an seiner Seite, sie sorgt für alles, vor allem, dass es ihrem Gernot immer gut geht.

Beiläufig erwähnt der Trädes Bundesverdienstzes noch, dass er seinen Norisring in guten Händen weiß und die neue Generation alles bestens im Griff hat. Auch gesundheitlich kann Leistner nicht klagen, erst kürzlich habe er sich, so erzählt er stolz, wieder einem gründlichen Medizin-Check gestellt. „Der Professor hat mir gesagt, dass ich Werte wie ein Junger habe und mein Gesundheitszustand für mein Alter außergewöhnlich gut ist. Das macht stolz und beruhigt.“ Also Gernot, dann auf die nächsten zehn Jahre.

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