NLS oder NES?

Autor: am Curbs Magazine » News » NLS oder NES?

Puh, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Gleicher Name, gleiche Mission. Professioneller Motorsport für alle. Dass die Saison 2023 ja schon fulminant war wissen wir. Dass die NLS seit Jahren Schlagseite hat, wissen wir auch. Dauerbrenner-Diskussionen, Reglement-Änderungen, Austausch der Führungsriege, Namenswechsel, die ewige Diskussion der „Großen“ und „Kleinen“ auf der Strecke. Ja, alles kalter Kaffee.

NLS – Neue Serie, neuer Asphalt

Im Winter wurde der Winterschlaf unseres geliebten Nürburgrings dezent gestört, als der Asphalt im Bereich der Füchsröhre neu asphaltiert wurde. In diesem ehrfürchtigen Streckenabschnitt, wurden diesen Winter insgesamt 4000 Tonnen neuer Asphalt gelegt. Ein neuer Randstein sorgte bereits in den vergangenen Tagen für einige Diskussion, da man jetzt im Ausgang der Füchsröhre, seine Linie den Gegebenheiten der Strecke anpassen muss.
„Das ist jetzt so eben wie auf der Autobahn“, kommentierte Fahrer Andreas Schettler, aus dem Hause „Adrenalin Motorsport. „Früher habe ich die Randsteine immer voll mitgenommen, das hat man bei einem Produktionswagen kaum gemerkt, aber jetzt versuche ich sie zu meiden“, sagte Ulrich Korn, der ebenfalls einen Porsche Cayman des Adrenalin-Teams fuhr. „Ich bin ohnehin nie drübergefahren“, konterte sein Teamkollege Schettler.
Als am Freitagmorgen die Boxentore öffneten, waren alle ganz aufgeregt. Endlich war die viel zu lange Winterpause vorbei. Und da waren sie wieder in ihrer vollen Pracht: Rennfahrzeuge von Aston Martin bis über AUDI, BMW, Lamborghini, Mercedes-AMG bis hin zu Porsche und Toyota. Ein sagenhafter Anblick! „Es ist immer schön, wenn die Rennautos endlich wieder fahren“, schwärmte Renn-sport-Legende Jochen Neerpasch, der das BMW-Werksteam mit Daniel Harper, Max Hesse und Charles Weerts betreut.

Sage ich ja, die Faszination Nordschleife, lässt einen einfach nicht los. Auch Ernst Moser nicht:
„Heute Morgen saß ich beim Frühstück und hörte den Sound der Rennautos. Da musste ich einfach an den Ring, obwohl ich ja jetzt offiziell in Ruhestand bin. Aber so ganz lassen kann ich es ja nicht.“, sagte Ex-Teamchef von Phoenix Racing.
Auch Aston Martin Vantage-Pilot Nicki Thiim, blickt zuversichtlich auf die neue Saison. „Für das Team ist es der erste Einsatz mit dem neuen Aston Martin, da ist großes Kennenlernen angesagt. Für meine beiden neuen Teamkollegen war es wichtig, dass sie möglichst viel fahren konnten. Wir hatten einen produktiven Tag.“ Auch die kleineren Fahrzeuge gingen voller neuem Ehr-geiz und Mut an den Start. Das Team „Jung Motorsport“ setzt diese Saison zwei Cupra Leon ein. „Dabei handelt es sich um Autos, die wir über den Winter komplett neu auf-gebaut haben“, erklärt Teamchef Tobias Jung. „Immer wieder ein spannendes Ge-fühl, wenn man dann zum ersten Mal mit den Autos auf die Nordschleife geht.“
So, zurück zum Thema: Zwei konkurrierende Langstreckenserien auf der Nürburgring-Nordschleife? HÄH? Ja, so ist es in diesem Jahr. DIE NES bringt ordentlich frischen Wind in den Machtkampf am Nürburgring. Doch wie positioniert sich die NLS dazu? Das Reglement ließ ja lange genug auf sich warten. Mike Jäger, Geschäftsführer der VLN Sport GmbH & Co. KG strotzt auch nach dem steinigen Weg voller Zuversicht:
„Ich habe das schon einige Male betont: Die Nürburgring Langstrecken-Serie ist ein gutes Produkt. Daher war unser Ziel nicht, alles über den Haufen zu werfen. Vielmehr ging es darum, gezielt an einigen Stellschrauben zu drehen. Es ist uns gelungen, die Nenngelder stabil zu halten. Im Bereich der Technik konnten wir hier und da sogar die Kosten und den Verwaltungsaufwand senken. Das ist in der heutigen Zeit alles an-dere als selbstverständlich.“ Ob Terminfindung, Personalverlust oder Reglement – bereits in der Saison 2023, gab es eine Menge Arbeit für die NLS:
„Ich muss sagen, dass der Dialog mit allen aus dem operativen Bereich sehr konstruktiv gewesen ist. Wir konnten auf Augenhöhe miteinander reden. Da stand nichts zwischen uns. Trotzdem wurden uns ein ums andere Mal auch von anderer Stelle Steine in den Weg gelegt. Das hält uns aber nicht davon ab, immer wieder das Gespräch zu suchen. Das haben wir in der Vergangenheit gemacht und werden dies auch in Zukunft tun. Wir haben unsererseits nie irgend-welche Türen zugeschlagen oder ‚Tischtücher zerschnitten‘.“, fuhr Mike Jäger fort.

Bis dahin klingt alles erstmal sehr diplomatisch und äußerst positiv. Doch wie schaut die Realität aus? Wenn man von Anfeindungen unter den Lagern NLS und NES hört, dann schaut die Motorsportwelt nicht mehr so rosig aus. Haben wir denn nicht gelernt, dass man auch Neulingen eine Chance geben muss? Anscheinend nicht. Obwohl der Testtag der NES am Freitag von 8:00-14:00 Uhr planmäßig durchgeführt wurde, musste das Rennen am Samstag abgesagt werden. Ein herber Schlag für uns Motorsportler. Wir wollen doch einfach nur fahren! Der Grund? Das ist wahrscheinlich ein Mix aus allem aber wenn ich selbst die Pressemittei-lungen durchforste und die Headlines lese, wird mir ganz schlecht. „Rede von Bedro-hungen und Anfeindungen.“ Ob es nur eine Streuung von Fakenews war oder es doch an den geringen Teilnehmerzahlen lag, wer-den wir wohl nie erfahren aber Fakt ist, dass die NES weiter um Akzeptanz im Fahrerlager kämpfen muss, da sich die Mehrheit hinter die eingefl eischte NLS-Gesellschaft gestellt hat. 47 Jahre Langstreckenserie kann man nicht einfach so verdrängen aber das unser Motorsport hier eine Frage des Prinzips ge-worden ist, ist wirklich bedauerlich.

„Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“, sagte Henry Ford einmal.
In diesem Sinne, legen wir als Motorsportler doch einmal unseren Kampfgeist zur Seite, denn am Ende haben wir doch alle das gleiche Ziel: FAHREN auf der schönsten Rennstrecke der Welt.

Jetzt keinen spannenden Artikel über den historischen Motorsport mehr verpassen! Holen Sie sich das Curbs Abo ALLEN Bildern bequem nach Hause – direkt über unseren Online-Shop

Fotos: Michael Summerer