XI. Oris Rally Clásico Isla Mallorca

Wenn die Tragödie am letzten Tag der Rallye Clásico auf Mallorca nicht geschehen wäre, hätten alle Teilnehmer die 11. Auflage einer Rallye erlebt, wie sie schöner in einem Frühjahr nicht hätte sein können. Eine tolle Insel, angenehme Temperaturen, viel Sonne, ein wenig Regen, einzigartige Wertungsprüfungen unter anderem im Tramuntanagebirge und ein stimmungsvolles Fahrerlager in Puerto Portals.
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Der Reisebericht eines Teilnehmers

Stoschek / Hawranke auf Porsche 911 RS
Stoschek / Hawranke auf Porsche 911 RS

Die Rallye begann donnerstagabends mit dem Nacht-Prolog in der Region Andratx/Calvia. 100 Starter gaben sich in allen Klassen Mühe, der Dunkelheit Herr zu werden und die Straße zu finden. Die Blitzlichtgewitter in den Serpentinen führten in ein bis zwei Kurven zu einem schönen Blindflug, was Walter Röhrl gewohnt ist – ich aber nicht! Deutsche waren wie immer stark vertreten und meistens auf Porsche 911. Untrainierte trafen auf Halbprofis, die manche Sonderprüfung schon seit einer Woche abfuhren. Aber der traditionelle Konflikt mit den Rennradfahrern hielt sich in Grenzen. Gefahren wurde in vier „Abteilungen”:

a) Vorwagen im Freestyle Alt und Neu
b) Regularity Media Alta (meint hohen Durchschnitt)
c) Regularity Media Baja (meint Durchschnitt à la Kitzbühelrallye)
d) Competition

Alles in allem ein Mix, den die Zuschauer ohne Programm genau so spannend wie irritierend empfunden haben mögen. Denn bis auf die Abt. c) kamen alle anderen durch die Sonderprüfungen gekachelt, daß der teils neue Asphalt wieder weich wurde. Erklärung: Wer in Abt. b) nicht mit durchdrehenden Rädern startete, hatte keine Chance auf den Titel „ Schnellster Regularity Fahrer Europas“. Was eben nur in Spanien möglich ist; die vorgegebenen Schnitte sind mit bis zu 90 km/h so hoch, daß auch manche Competitionautos dies nicht geschafft hätten. Denn wer fährt schon auf einem Abschnitt mit vielen Serpentinen einen 74er Schnitt? So sahen die Zuschauer fast immer Rallyeautos, die durch die Kurven pfefferten und die Beifahrer genau so viel Schweißperlen auf der Stirn hatten, wie die Kurbeldreher selbst. Dafür konnte Abt. c) etwas mehr winken, was die Zuschauer ohne Hintergrundkenntnis bestimmt irritiert hat. Soll´s aber geben: freundliche Rallyefahrer.

Verdiente Erholungspause für Mensch und Maschine
Verdiente Erholungspause für Mensch und Maschine

Den Sieg in der Competition ließen sich die Vorjahressieger Nadal Galiana / Bartomeu Fluxia nicht nehmen. Die Drifts, die sie mit dem FORD Escort MKII lange Jahre auf der Insel geübt haben, kann man auch auf Youtube bewundern; aber aufpassen, daß man sich am Popcorn nicht verschluckt. Dominik an der Heiden / Gerd Ottenburger vertraten die Porsche Elite im 911 RSR würdig und belegten Platz zwei vor dem nach wie vor enorm schnellen Michael Eschmann zusammen mit Fred Tiebe ebenfalls auf Porsche 911 RSR.

Natürlich wurde die Rallye am letzten Tag nach dem Unfall des einheimischen Teams Carlos Iscar / José Lumbreras auf Renault 5 Turbo aus 1984 nicht mehr fortgesetzt. Wir trauern um José, der als Beifahrer den Einschlag in einen Baum und die anschließende Feuerwalze nicht überlebt hat. Was zu denken gibt, ist nicht ein Unfall, wie er gottlob nur selten vorkommt, sondern die technische Basis des Fahrzeugs, welches schon in den 80er Jahren mit Feuerunfällen unrühmlich bekannt wurde. Eine rauschende Siegerparty gab es nach dem Prizegiving jedenfalls nicht – alle waren in Gedanken bei José Lumbreras, dessen erste Rallye als Beifahrer so tragisch endete.

Diethelm Horbach in seinem Porsche 911 2.8 RSR
Diethelm Horbach in seinem Porsche 911 2.8 RSR