Rally Isla Mallorca: „Bis der Arzt kommt“

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Impressionen einer besonderen Veranstaltung.

Wo könnte man nach diesem Pandemiejahr im Frühling eine Rallye fahren? Na genau wie zu Anfang der Coronaseuche: auf Mallorca. Letztes Jahr war die Rallye Anfang März vom Beginn der Corona-Epedemie überrascht worden. Abbruch nach zwei Tagen. Nun hätte der Veranstalter die Rallye 2021 vor der 3. Coronawelle absagen oder verschieben können. Weit gefehlt! Mit einem überzeugenden Hygienekonzept und Covid-19-Tests für alle Teilnehmer und das Orgateam wurde der traditionelle Rallye-Auftakt 2021 zelebriert. Immer Anfang März. Offiziell deklariert als Open-Air-Veranstaltung. Behördlich genehmigt und auf Grund der sehr niedrigen Inzidenz-Zahlen auf Mallorca auch mit geregeltem Zuschaueraufkommen komplett durchgeführt. Als die Rallye-Gemeinde am 10.3. wieder im Hafen von Puerto Portals zusammen kam, ließ das Wetter die Herzen der Piloten höher schlagen. Frisch getestet vor der Einreise kam die zusätzliche Bedingung: erneuter Test aller Teilnehmer durch den Rennarzt. Kostenlos.


Und keiner maulte. Zwar startete die Rallye im Prinzip ohne Engländer und auch mit deutlich weniger Deutschen, sie wurde aber trotz Corona ausgetragen. Die Rallye-wertungsprüfungen waren für den Verkehr gesperrt und unwissende Touristen nahmen sicher an, daß die Krankenwagen in jeder Specialstage bereitstanden für plötzliche Covid-19-Fälle. Aber es gab tatsächlich 2020 und auch 2021 keinen einzigen Fall einer Coronainfektion unter den Teilnehmern. Geht also! 60 Wagen gingen am Donnerstagabend über die Startrampe im Yachthafen Puerto Portals.


Die Gefahr, dass sich die Piloten im Auto trotz Helm, Balaklava und Gegensprechanlage infizieren könnten, war minimal. Auch der Zuschauerstrom im Hafen und auf den Wertungsprüfungen war diszipliniert organisiert. Ansteckend war nur die Begeisterung der Zuschauer und Teilnehmer, dass Corona nicht alles stoppen kann. 500 Km an 2 1/2 Tagen mit 13 Wertungsprüfungen waren wie immer atemberaubend schön. Aber auch herausfordernd, wenn sich schnelle Passagen mit enorm engen Hairpins im Tramuntagebirge abwechselten. Die „Competitionclass“ wie auch die beiden „Regularityclasses“ ALTA und BAJA waren übereinstimmend munter gestimmt, dass kein Regen die Gebirgsstraßen schmierig machten. Denn Abflüge in den teils kniffligen Kurven braucht kein Mensch.

Dennoch ließ es sich ein spanisches Rallye-Team in ihrem Golf GTI nicht nehmen, die Fahrbahn nach einer Bergaufspitzkehre unmittelbar nach Erreichen des 180-Grad-Winkels diesen auf 240 Gradauszubauen und die Straße wieder in Richtung der 10m tiefer gelegenen Trasse zu verlassen.

Den Piloten war anzusehen, dass sie die Bergabpassage nicht freiwillig genommen hatten, weil sie bei der Abfahrt ähnlichen Respekt entwickelt hatten, wie Skirennläufer auf der Streif in Kitzbühel. OK, die Landung auf den Lampen war stumpf aber erlösend. Ein HANS-System – wenn vorhanden – hätte seine volle Wirkung entfalten können. So bleibt nur die Hoffnung, dass der Orthopäde keine blöden Fragen stellt. Sonst war alles im Fluß und sportlich ambitioniert wie immer. Viele große Namen fehlten. Besonders schmerzlich war jedoch, dass Stefan Oberdörster – als mehrfacher Gewinner der Rallye – nach seinem tödlichen Motorradunfall 2020 auf der Insel nicht mehr dabei war. Die Rallye fuhr in seinem Namen. R.I.P. Nach engem Kampf war in der „Competitionclass“ Porsche wieder mal auf den vorderen Plätzen.

  1. Florian Feustel – Christina Ettel
    Porsche IROC 3.0
  2. Kris Rosenberger – Sara Adolph
    Porsche 911

Die „Regularityclass Highspeed!“ war fest in spanischer Hand und man kann wohl annehmen, dass Übung den Meister macht.

  1. Carbonell – Carbonell | Golf GTI
  2. Bauza – Godoy | BMW 320 i
  3. Campos – Baciana | Golf GTI

Auch in der „Regularity Low speed!“ waren zwei Spanier auf Jaguar E Type nicht zu schlagen: Castaner – Deya und Nigorra / Nigorra.
Eine der landschaftlich schönsten Rallyes für „Competition“ und „Regularity“ ging Samstagabends nahtlos in die Schließung der Außenterrassen um 17:00 Uhr, der Schließung der Shops um 20:00 Uhr und der Ausgangssperre um 22:00 Uhr über. So schlimm war das nun auch wieder nicht, wenn man bedenkt, dass man morgens immer ausgeschlafen war.
Ein Dank geht an alle Teilnehmer und die Organisation, die diese Veranstaltung trotz Coronarestriktionen diszipliniert durchgeführt haben.
Hut ab. Alles wird besser 2022.