Formel-Getümmel

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Wenn auch die Master-Stars der historischen Formel 1 fehlten, so gab es in den anderen Formeln durchaus ein spannungsreiches Auftreten bei der vierten Auflage des „GP de France Historique“ auf dem Circuit Paul Ricard – bei strahlendem Sonnenschein.

Aus deutscher Sicht ist natürlich das erfolgreiche Abschneiden von Wolfgang Kaufmann in der Formel 2 mit 20 Startern hervorzuheben. Im ersten Rennen lieferten sich Wolfgang und der Brite Matthew Wrigley ein herzerfrischendes Duell. Trotz einer schnellsten Runde mit 165,5 km/h musste sich der Westerwälder seinem Konkurrenten Wrigley um 0,666 Sekunden geschlagen geben. Im zweiten Rennen drehte Wolfgang den Spieß um und nahm Wrigley 2,92 Sekunden ab. Dieser konnte trotz einer schnellsten Rennrunde seinerseits nicht noch näher heran kommen. Ein Fight der beiden March 782-Piloten vom Feinsten! Brav ordneten sich dahinter die Franzosen Laurent Vallery-Mason und Fabrice Lheritien ein. Mit einigem Abstand rangelten sich freilich vehement der Franzose Robert Simac und der Brite Clive Wood um die Plätze, wobei Simac in einem March 712M – also von 1971 – der Klassensieg ohnehin sicher war. Eine solide Leistung in seinem bildhübschen Brabham BT36, ebenfalls von 1971, lieferte der Schweizer Luciano Arnold ab: beide Male in den Top-Ten. Wie schon seinerzeit in den 70er-Jahren stellte March mit 14 Wagen das größte F2-Kontingent, dazu drei Chevron, zwei Brabham und ein Ralt.

Van Diemen und Dousse
In der Formel Ford domminierten die Van-Diemen-„Einbäume“. Und so machten diese Monoposti in dem gewaltigen Teilnehmerfeld von 44 Wagen fast die Top-Ten voll. Der Franzose Arnoud Dousse profitierte ein wenig vom Strafen-Kontingent wegen Überfahrens der Streckenbegrenzung seiner Rivalen Mathieu Midy und Laurent Waiser. So gewann der Pilot eines Van Diemen RF91 das erste Rennen relativ klar. Im zweiten musste er sich allerdings vor seinem Landsmann Xavier Michel und dem Eidgenossen Gislain Genecaud ins Ziel retten. Ohne deutsche oder österreichische Beteiligung nahmen 30 Starter das kombinierte Rennen von Formel 3 und Formel Renault Turbo auf. Hier ging es ziemlich heiß her! Der Monegasse Frédéric Lajoux, March-VW 793, siegte mit 0,75 Sekunden Vorsprung vor dem Franzosen Eric Martin, Martini-Alfa Romeo Mk30. Mit auf dem Podest: der Engländer Simon Jackson, Chevron-Toyota B43. Bester Schweizer: Christian Vaglio-Giers, der in der in der Renault-Klasse den zweiten Platz belegte. Der zweite Lauf hatte es in sich. Im Ziel trennten knappe zehn Sekunden ein Sextett von vier Franzosen, dem Monegassen Valerie Leone und dem Briten Simon Jackson. Sieger: Alain Girardet in einem Ralt-Alfa Romeo RT3. Erneut kam Eric Martin auf den zweiten Rang. Schnellste Runde und Ausfall im ersten Rennen: Davide Leone, March-Toyota 783. Er überholte, von hinten startend, innerhalb von zwei Runden das gesamte Feld. Sein Blitzstart kostete im allerdings eine empfindliche Drive-Thru-Strafe, und so landete er trotz erneuter schnellster Runde nur im hinteren Drittel.

Diese sechs F3-Starter trennten im Ziel nur knappe zehn Sekunden

Jean Alesi im Overall von 1997
Jean Alesi, wie seine ehemaligen Formel-1-Mitstreiter René Arnoux, Jean-Pierre Jarier und Yannick Dalmas, Ehrengast, interessierte sich natürlich für den Benetton-Renault B197, jetzt von einem Judd V10, befeuert. Er posierte beim samstäglichen „grid walk“ in seinem Overall, in dem er 1997 Zweiter beim GP von Italien geworden war, vor dem Benetton, den jetzt der Deutsche Ulf Ehninger pilotiert. Im Rennen der „Boss GP Formula Class“ fuhren drei ehemalige Formel-1-Boliden mit, neben dem Benetton noch der Toro Rosso-Cosworth STR1 des Österreichers Ingo Gerstl sowie der Jaguar-Cosworth V10 R2 von Didier Sirgue, seines Zeichens Direktor der Rennstrecke von Pau. Die F1 bekamen einen 20-sekündigen Vorsprung auf den Start der GP2. Ingo Gerstl zeigte der GP2-Konkurrenz, wo es lang geht, fuhr mit einem Schnitt von 194,4 km/h die schnellste Runde und siegte mit 1,5 Sekunden Vorsprung auf den Balten Haralds Slegelmilhs im Dallara WS sowie dem Tschechen Zdenek Chovanec Lopez in einem Dallara GP2 Mecachrome V8. Die restlichen zwei F1 landeten nur im Mittelfeld. Nicht unter den ersten Zehn waren die Formel-1-Herren im zweiten Rennen vertreten. Hier dominierten Slegelmilhs und Chovanec Lopez vor dem Italiener
Simone Colombo, dem Monegassen Marc Faggionato, dem Franzosen Alain Girardet sowie David Moretti. Als Neunter und einziger Nicht-Dallara-Pilot: Nicolas Matile aus Monte Carlo auf einem Lola-Zytec V8 Auto GP.

Eher schwache Formel 1
Die Formel 1 der Jahrgänge 1970 bis 1982 präsentierte sich nicht in gewohnter Kampfstärke, da die Frontrunner der Masters fehlten. Der älteste Monoposto, der BRM P153 des US-Amerikaners Graham Adelman, schied bereits in der ersten Runde aus und trat zum zweiten Rennen nicht mehr an. In dieser ersten Runde hatte es auch den Ensign-Ford MN180-13 des Franzosen Laurent Fort in Mitleidenschaft gezogen. Im zweiten bestätigte Fort wie stark er eigentlich ist. Nomen est omen: Er wurde Zweiter hinter dem Doppelsieger Patrick d`Aubreby, March-Ford 761. Mit einem zweiten und einem dritten Rang durfte Guillaume Roman, Ensign-Ford MN175, zweimal aufs Siegerpodest, wobei er im zweiten Rennen – unter Bedrängnis durch den Australier Martin Bullok im Ex-Alan-Jones Williams-Ford FW06 – nur eine Wagenlänge ins Ziel retten konnte. Motorenprobleme im Ligier JS21 des Franzosen Soheil Ayari – den einst Jean -Pirre Jarier und Raul Boesel pilotierten – sorgten für ein Aus bereits in der vierten Runde des ersten und im der zweiten des Finallaufes. Exitus auch für den March-Ford 761 des Italieners Marco Coppini. In der sechsten Runde musste der Matra MS 120B, den früher Jean-Pierre Beltoise gefahren hatte, abgestellt werden. Und als auch der March-Ford des Monegassen Nicolas Matile in der achten Runde ausschied, blieben nur noch sechs Wagen übrig. Wie schon im ersten Rennen Letzter, kam auch hier der Italiener Luciano Biamino, Ensign-Ford MN180-14, noch in die Wertung. Zu ergänzen wäre noch der Wettbewerb für Nicht-Formel-Wagen, die „100 Kilometres du Grand Prix de France“, eine klare Beute der rabenschwarzen Corvette eines Olivier Morihain.

Mit 44 Startern wartete die Formel Ford 1600 auf