AvD-Oldtimer-Grand-Prix: Versuchsprojekt! Erfolgreich!
Trotz der gegenwärtigen weltweiten Problemsituation hatte sich der veranstaltende Automobilclub von Deutschland (AvD) entschieden die 48. Auflage des Oldtimer Grand Prix durchzuführen. Bei einem, den Umständen angepassten Teilnehmerfeld in den einzelnen Rennen, trafen sich wieder etwa 300 Rennwagen mit Ihren Fahrern um 100 Jahre Motorsporthistorie am Nürburgring aufleben zu lassen.
Vom Formel-1-Boliden über Sportwagen und GT bis zu Renntourenwagen war alles anwesend. Und als erste Motorsportveranstaltung bundesweit wurden, Dank eines umfangreichen Hygiene- und Gesundheitskonzeptes, täglich bis zu 5.000 Zuschauer vor Ort zugelassen. Seitens der Veranstaltergemeinschaft und des Nürburgrings wurde ein tragfähiges Gesundheitskonzept entwickelt und mit den zuständigen Behörden abgestimmt. „Wir sind stolz, dass es uns gelungen ist, an diesem Wochenende Zuschauer begrüßen zu dürfen“, erklärte Ludwig Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Präsident des Automobilclubs von Deutschland AvD. „Wir freuen uns über die Genehmigung seitens der zuständigen Behörden und bedanken uns bei allen Beteiligten für die konstruktive Zusammenarbeit.“ Um aber allen anderen Fans auch die Möglichkeit des Genusses „Oldtimer GP“ zu geben, wurde auf verschiedenen Plattformen auch noch ein Livestream geboten. Dieser fand regen Zuspruch bei den Fans.
Da es aufgrund der Corona-Pandemie vielen internationalen Teilnehmern verwehrt blieb an den Nürburgring anzureisen, passte man den Zeitplan samt den Rennen an die vorhandenen Möglichkeiten an. Und trotzdem ließen es sich einige Altstars von Spitzenniveau nicht nehmen am OGP teilzunehmen. Neben Jacky Ickx (BEL) stieg auch René Arnoux (FRA) wieder ins Cockpit, um gemeinsam mit vielen begeisterten Rennfahrern die rund 300 historischen Rennwagen aus Formel 1, DTM und DRM, den großen Langstreckenklassikern sowie anderen Klassen wieder zum Leben zu erwecken. Jedoch galt auf dem gesamten Veranstaltungsgelände: SAFETY FIRST. Und so mußten sich nicht nur Zuschauer, sondern ebenso die Teilnehmer besonderen Regeln unterwerfen: Mindestabstand, Mund-Nase-Schutz, Hygieneregeln, Händedesinfektion, etc..
Trotzdem ließ sich niemand die Stimmung vermiesen: „Auch wenn wir an diesem Wochenende vor einer kleineren Kulisse fahren und im Sinne der Sicherheit auf besondere Regeln achten müssen, bleibt solch ein Oldtimer-Rennen etwas ganz Besonderes für das Publikum und auch für die Aktiven. Der AvD hat großartige Arbeit geleistet, dieses Event unter diesen besonderen Voraussetzungen möglich zu machen. Wenn diese Autos ihre Runden drehen, dann faszinieren sie das Publikum“, resümierte Jacky Ickx (76).
Der aus dem benachbarten Belgien stammende ehemalige Spitzenpilot fuhr am Wochenende während des Formel-1-Demolaufs den Ferrari 312 B3, mit dem er 1972 den Großen Preis von Deutschland am Ring gewann. Bei der gleichen Demofahrt präsentierte auch der vierfache Le-Mans-Sieger Marco Werner einen Lotus 77 John Player Special. Ebenso wie der langjährige DTM-Pilot Harald Becker, der mit einem March 701 auf die Strecke ging.
Auch wenn die ungewohnten Verhältnisse aufgrund der allgegenwärtigen Corona-Pandemie immer Gesprächsthema waren, kam der Motorsport jedoch nicht zu kurz. Neben den oben erwähnten Demo-Läufen der Formel 1, die durch die 12zylindrigen Ferrari
eine einmalige Geräuschkulisse boten, gab es ebenso Demo-Fahrten von Fahrzeugen aus der Vintage- bzw. Vorkriegsära. Hier besonders zu nennen ist wohl Ulrich Sauer, ein Teilnehmer der ersten Stunde. Der 78-jährige war zum 48. Mal beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix am Start. Dieses Mal gemeinsam mit Enkeltochter Anna Schneider (23), der er die diffizile Technik eines Vorkriegsfahrzeugs näher brachte.
Ansonsten gab es noch Tourenwagen, zweisitzige Rennwagen und GT´s in Aktion bestaunen. So war es neben dem zweistündigen Lauf zum AvD/Dunlop Historic Endurance Cup, das traditionelle Samstagabend-Rennen für zweisitze Rennwagen und GT bis 1960/61 das wieder Motorsport vom Allerfeinsten bot. Nach einem spannenden, von Zweikämpfen und auch Ausfällen geprägten Rennen konnten sich samstags Wolfgang Friedrich / Simon Hadfield mit ihrem Aston Martin DB4 als Sieger abwinken lassen. Nachdem es im Training zu diesem Rennen zu einem schweren Unfall kam, der in den sozialen Medien von vielen Anwesenden diskutiert wurde sei an dieser Stelle beigefügt, dass es dem Fahrer den Umständen entsprechend gut geht. Wir wünschen von dieser Seite auch nochmals „Gute Genesung“. Auch beim Lauf am Sonntag war es das deutsch-englische Duo Friedrich / Hadfield, das wiederholt zum Sieg der zweisitzigen Rennwagen fuhren.
Der AvD/Dunlop Historic Endurance Cup wurde von Felix Haas / Marco Werner auf Lola T210 dominiert. Sie gewannen nach Ablauf der 2 Stunden mit einem Vorsprung von 2 Runden auf die Verfolger von Oeynhausen/Kolb auf Ford GT40 und Salewsky/Salewsky auf Porsche Carrera 911. Um auch den jüngeren Zuschauern etwas bieten zu können präsentierte sich der Audi R8 LMS Cup ebenso mit 2 Wertungsläufen wie die RacingSeries des Ferrari Club Deutschlands.
Auch die Fahrergemeinschaft historischer Rennsport (FHR) war wieder mit mehreren Rennserien vertreten. Neben der allseits bekannten HTGT bot die Gentle Drivers Trophy ein bunt gemischtes Feld an historischen Rennklassikern. Und auch hier ließen es sich die Teilnehmer nicht nehmen, den anwesenden Zuschauern Motorsport vom Feinsten zu bieten. Aber unabhängig von der Darbietung der Zuschauer, sind und waren die Fahrer ebenso erfreut darüber, dass sie endlich wieder Motorsport aktiv betreiben können.
Einer der Höhepunkte des Wochendes: der gemeinsame Lauf der FHR-eigenen 100-Meilen-Trophy mit dem DRM-Revival des AvD-Oldtimer-Grand-Prix. Diesmal von Sportwagen dominiert, wurde dieses Rennen zu einem motorsportlich spektakulären und akustisch eindrucksvollen Schauspiel. Als Gesamtsieger konnte sich wiederum Felix Haas, dieses Mal in einem Lola T294, vor Georg Hallau im Lola T310 abwinken lassen. Auf den weiteren Plätzen folgten 2 ehemalige ProCar M1, die genauso klangvolle Geräusche von sich gaben, wie die ehemaligen CanAm und Interserie-Fahrzeuge, die im Feld starteten
Der Avd Sportpräsident Volker Strycek war sich sicher: „Mit über 300 historischen und modernen Rennwagen aus fast allen Epochen des Rundstreckensports, darunter viele Unikate und legendäre Modelle, kamen die Zuschauer ganz bestimmt auf ihre Kosten“.
Der ehemalige DTM-Pilot und Sieger des 24h-Rennens am Nürburgring, griff am Steuer eines STW-Opel Vectra des Irmler-Teams selbst in das Geschehen ein.
Er startete bei den Tourenwagen-Classics, sehr zur Freude der Zuschauer, gemeinsam mit seinen ehemaligen DTM-Kollegen Harald Grohs, Leopold Prinz von Bayern und Marc Hessel. Nachdem das „Golden Ära“ Rennen am Samstag noch von Gerhard Füller mit seinem Opel Vectra aus STW-Zeiten dominiert wurde, revanchierten sich Sonntags die alten Gr.A Fahrzeuge aus der DTM. Der ehemalige DTM Fahrer Peter Oberndorfer siegte gemeinsam mit Moritz Horn auf einem BMW M3. Das ehemals aus dem Hause Alpina stammende Fahrzeug konnte modernere und stärkere Fahrzeuge aus der DTM, STW oder WTCC hinter sich lassen. Auf den Plätzen 2 und 3 folgten Stefan Rupp mit seinem DTM Audi A4 und der Vortagessieger Gerhard Füller auf STW Opel Vectra.
Besonders zu erwähnen und beliebt bei den Zuschauern: die ehemaligen Fahrzeuge der Deutschen Rennsport Meisterschaft (DRM), die am Sonntag-Rennen teilnahmen. Vorweg genannt die 2 feuerspuckenden Turbo-Capri aus dem Hause Zakspeed. Nachdem das Vater-Sohn-Gespann Peter + Stefan Mücke ihren Capri bereits zum wiederholten Male beim OGP präsentierten, war es für das Fahrzeug von Heinz Schmersal und Mike Stursberg die Premiere. Das aus dem Jahr 1979 stammende Fahrzeug, damals pilotiert vom aktuellen DRM-Meister Harald Ertl, zeigt sich seit diesem Jahr wieder in seinem Ursprungszustand.
Nach seiner glorreichen Zeit in der DRM und auf der Rundstrecke holte der Capri gemeinsam mit seinem Fahrer dem „Berglöwen“ Herbert Stenger 1982 den EM-Titel am Berg. Im Folgejahr 1983 wurde der Titel verpasst und es reichte „nur“ zum Vizetitel. Nach diversen Umbauten speziell für Bergrennen wurde das Fahrzeug von seinem neuen Eigentümer und seiner Crew in den heutigen Ursprungszustand zurückversetzt. Zukünftig wird man Ihn hoffentlich wieder häufiger auf der Rundstrecke sehen!
Vielleicht ja auch beim Oldtimer-Grand-Prix 2021?
Und dann, hoffentlich für Alle, unter anderen Voraussetzungen.
Text: Christoph Caspary