Noch nie fuhren so viele Teilnehmer wie bei der Rallye Mallorca 2023 über die Startrampe in Puerto Portals, wie in diesem Jahr. In Wertung starteten mehr als 100 Rallyeautos und mit diversen Vor- und Showcars eilten 120 Sportcars über die mittlerweile weltbekannten Sonderprüfungen von Calvia bis Pollenca. Erstmals war die Aufteilung Com-petition / Regularity 50/50, da sich in der Competition herumgesprochen hatte, wie anspruchsvoll diese internationale Rallye im Frühjahr das Maß aller Dinge ist. Herrliches Wetter dankte es den überwiegend aus UK und Deutschland weit Angereisten.
Neustart nach Corona – die Rallye Mallorca 2023
Nach Prolog in der Nacht zum Freitag, wurde schon am ersten Tag die ganze Bandbreite an Tragik dieser so sehnlich erwarteten Rückkehr auf die Insel (nach Corona) deutlich. Sonderprüfungen – sowohl in der Nacht als auch am Tag – konnten wegen des eine Woche zuvor über die Insel gefegten Unwetters nicht befahren werden. Schnee im Tramuntanagebirge, Schlammlawinen und umgefallene Strommasten konnten noch notdürftig geräumt werden; aber mögliche Unterspülungen oder weitere Geröllabgänge waren nicht auszuschließen. Somit kam es zu einer deutlichen Verkürzung der Rallye Mallorca 2023, bei der die letzten behördlichen Genehmigungen zum Start (im Ganzen) erst 1/2 Stunde vor dem Donnerstagabend Prolog bei der Rennleitung eintrudelten. Hier kam der Spruch für südliche Länder leider nervenzerreißend zur praktischen Anwendung: kommst du nicht heute, kommst du morgen – oder auch: was du heute kannst besorgen, das verschiebe doch auf morgen. Die möglichen negativen Auswirkungen sind letztlich nicht zum Tragen gekommen (Absage der gesamten Rallye). Hier schwebte ein Damoklesschwert über allem, welches einem Exitus forever gleich gekommen wäre. Der Veranstalter hat sich letztlich bei allen Teilnehmern sympathisch entschuldigt, wohlwissend, dass es so eine Situation nicht wieder geben darf. Soviel als Präambel. Schon der Prolog in der Nacht brachte für einen der heimlichen Favoriten das totale Desaster. Dominik an der Heiden, verlor in seinem Porsche 2,8 RSR mit Bremsdefekt die Straße, konnte den 60 Grad steilen Abhang nicht meistern und „parkte“ sein Auto 10 m tiefer hochkant an einem Baum. Gott sei Dank konnten Pilot und Co-pilot ohne gravierende Verletzungen geborgen werden. Das Auto war total krumm und bedurfte mindestens einer Chassistransplantation. An der Spitze der Competition Class tobte derweil der Kampf zwischen Seb Perez, Porsche 911, Kris Rosenberger, ebenfalls auf Porsche und dem erstaunlich schnellen Bruno Staub im Ferrari 308 Gr. 4. Kaum noch mithalten konnten auch diesmal nicht die Lokalmatadoren Galiana / Flo-res, die in ihrem grundsätzlich sehr schnellen Ford Escort Mk II gegen die Porsche Armada keine Chance hatten. Leider gehörten dazu auch schon die Mitfavoriten und Vorjahressieger Florian Feustel / Katrin Becker mit technischen Problemen an Ihrem IROC Porsche RSR. Wenn bei allem Unglück, dann aber doch ein Glückstreffer zu verzeichnen war, so war dies die Tatsache, dass der Veranstalter wegen ausgefallener Sonderprüfungen die einzige mallorquinische Rennstrecke „Circuito Lluc Major“ nutzen konnte. Hier kam es dank gelegentlicher Scharmützeln sowohl in der Competitionclass, als auch bei den Youngtimern und den Regularityklassen zu echter Rennatmosphäre. Wenngleich es für die 120 Rallyeteilnehmer nur ein Trackday war, weil für echte Zeitnahme (wie bei einem Rundstreckenrennen oder bei Sonderprüfungen) keine behördliche Genehmigung vorlag. Schade. Auch weil in der „adhoc“- Situation keine Zuschauer zugelassen waren. (kein Karten- / Kontrollsystem) Aber eines hat der Abstecher auf die Rennstrecke eindeuig gezeigt, hier liegt Potential, die Rallye Mallorca noch attraktiver zu machen und an ein oder zwei Tagen tausende Zuschauer einzubinden – was auf den verwinkelten Sonderprüfung auf der Insel nicht möglich ist.Dennoch ging das mallorquinische Rallyeabenteuer für die meisten Teilnehmer zufriedenstellend zu Ende. Der tolle Abschluss -/Galaabend und die Prizegiving Ceremony stärkten die Aussicht, dass das 20-jährige Jubiläum nächstes Jahr zu einem wirklich großen internationalen Rallyeevent werden kann. In Anbetracht der Beliebtheit und der Tradition der Veranstaltung sind alle Teilnehmer sehr gespannt.
Das Ergebnis im Einzelnen:
Competition class:
1. Seb Perez / Gary McElhinney | Porsche 911 | 55 min 27,3 sec
2. Kris Rosenberger / Sigi Schwarz | Porsche 911 | 56 min 03,5 sec
3. Bruno Staub / Simon Staub | Ferrari 308 | 58 min 05,1 sec
Youngtimer
1. David Garcia / Rudy Hensen | Renault Clio | 56 min 24,6 sec
2. Frank Hoffmann / Daniela Raab | BMW E30 | 1 h 28,8 sec
3. B. Hartmann / Stefanie Hartmann | Lancia Int. | 1 h 59,7 sec
Regularity Fast Av.
1. Guillermo Bauza / David Godoy | BMW 325 | 65,7 points
2. Volker Scheck / Yves Chantraine | Lancia Int. | 86,8 points
3. M. Bartholemy / Fabian Mohr | Porsche 911ST | 94,6 points
Regularity Slow Av.
1. Felix Jacobs / Natalie Gillessen | Porsche 912 | 137,7 points
2. Axel Prym / Andrea Prym Porsche | 912 | 236,6 points
3. Paul Kellen / Steve Heirens | AH 3000 | 355,8 points
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Der Autor des Berichts hatte sein besonderes Erlebnis bei der Rallye, als während der ersten Nacht-Sonderprüfung mitten im stockfinsteren Wald die gesamte „Christbaumleiste“ an seinem 2,8 RSR bei ca. 100 Km/h ausfiel und sich die Landschaft schlagartig verdunkelte. Nicht hilfreich war dabei der anschließende Kommentar seiner Copilotin: „Gas! Gib Gas!“
Fotos: Rally Isla Mallorca