CURBS-Interview mit Stefan Mücke!

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CURBS-Interview mit Stefan Mücke!

CURBS: Stefan, die Corona-Krise hat auch den Motorsport nicht verschont. Inwiefern hat es euch als Team „Mücke Motorsport“ getroffen? 

Stefan: Uns hat es eigentlich mitten in der Saison von der Formel 4 UAE getroffen. Zum Glück waren wir dort schon mit der ersten Meisterschaft durch. Bei den GT3s ging die Saison erst gar nicht los, dort hatten wir unsere jährliche Saisonvorbereitung, die durch den Corona-Virus unterbrochen wurde. Im Team mussten wir dementsprechend reagieren, alles runterfahren, um auch Kosten zu sparen.

CURBS: Trotz der Situation, klingt das aber sehr zuversichtlich, oder?

Stefan: Wir probieren es natürlich positiv zu sehen, ich kann dir am Ende des Jahres mehr sagen. (lacht) Uns ist wichtig, dass wir alles am Leben erhalten, unsere Mitarbeiter behalten können und dass wir da weitermachen können, wo wir im März aufgehört haben. Von 100% auf 0% und dann wieder auf 100%, das ist eine absolute Ausnahmesituation. Für uns heißt es jetzt richtige Entscheidungen treffen und die richtigen Schritte einleiten. 

CURBS: Habt ihr euch zwangsläufig nach neuen Geschäftsfeldern umsehen müssen? Wenn ja, welche?

Stefan: Wir sind froh, dass wir unsere Classic-Abteilung seit Anfang 2018 stark ausgebaut haben. Historischen Motorsport betreiben wir ja schon seit Jahrzehnten. Auch das wir die Classic-Abteilung hier am Standort in Berlin haben, hat für eine gute Auslastung gesorgt. Wir haben spannende Projekte fortführen können und natürlich haben uns diese auch geholfen unsere Kosten zu minimieren. 

CURBS: Was sind zurzeit die größten Herausforderungen für Dich als Teammanger und auf welche Themen achtet ihr zurzeit ganz besonders? 

Stefan: Das Ganze ist ein komplexes Thema aber die Hygienemaßnahmen muss man einfach überall beachten. Man muss organisieren das die Pausen getrennt wahrgenommen werden und das Masken für Kundenbesuche bereitstehen. Die größte Challenge ist aber als Rennteam zu entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt da ist, um zu bestimmen, wann es wieder losgeht. Uns ist es besonders wichtig, all unseren Mitarbeiter und auch Fahrern eine Sicherheit zu bieten.

CURBS: Wie ist zurzeit das Statement von euch bezüglich der Corona-Krise? Wie geht ihr in der Außendarstellung damit um und welche Besonderheiten gibt es bezüglich Social Media?

Wir sind Racer, wir sind Motorsportler, und sobald es die Möglichkeit gibt, wieder Motorsport machen zu dürfen, machen wir das. (lacht) Aber die Sicherheit für alle steht im Vordergrund und werden wir auch umsetzen aber den Spaß lassen wir uns nicht verderben. Wir werden Motorsport machen und genießen und wir werden auch mit höchster Motivation dahinterstehen.

CURBS: Wie sind die finanziellen Konsequenzen bezüglich der Rennveranstaltungen? Wie schätzt Du die Lage für Euch als professionelles Rennteam aber auch generell für alle Beteiligten des Motorsports ein?

Stefan: Ich bin mir sicher, dass es einige Teams hart trifft. Auch ohne die Krise, können wir ja nach dem Saisonwechsel immer einen Wandel in der Motorsportwelt erkennen. Speziell die GT Masters haben viel Budget verschlungen. Wir sind halt mit dem Glück gesegnet, dass wir die Formel 4 UAE schon Anfang des Jahres starten konnten. Mit der Classic -Abteilung waren wir gut aufgestellt, und konnten es somit alles leichter abfangen. 

CURBS: Wie verhalten sich eure Sponsoren in der Krise?

Stefan: Wir sind natürlich regelmäßig mit unseren Sponsoren in Kontakt. Zum Glück gibt bleibt die TV-Präsenz weiterhin bestehen und ich glaube sogar, dass das Interesse höher sein wird als vorher. Wir versuchen als Team das Bestmögliche, um allen gerecht zu werden. Am Ende kannst du sagen, dass du wieder bei null stehst, die Karten sind neu gemischt und du stehst eigentlich wieder wie im Herbst da und planst deine Saison. Jeder ist zurzeit am Kämpfen und versucht eine adäquate Lösung zu finden.

CURBS: Gerade in der Corona-Krise ist das Thema eSports deutlich aufgeflammt. Wie steht ihr zur Etablierung des SimRacings?

Stefan: Aus meiner Sicht als ehemaliger Ford-Werksfahrer, bin ich für die Fahrzeugentwicklung ja auch nach England und Amerika gereist. Gerade für LeMans haben wir viele Tage im Simulator verbracht. Sei es Set-up Varianten oder die verschiedenen Reifenmischungen- 90% konnten wir davon übernehmen. Du kannst auf dem hohen Niveau einfach sehr viele Sachen am Fahrzeug ausprobieren. Aber ich bin nicht mit Simulatoren groß geworden, finde es aber interessant und beeindruckend, was man dort für Testarbeiten machen kann. 

CURBS: Und wie stehst du explizit zum SimRacing?

Stefan: Simracing ist sicherlich interessant, es ist aber kein Motorsport. Es ist eine interessante Sportart, die man respektieren muss. Dort gibt es Experten, die richtig gut darin sind, da kommt man als Motorsportler rein und die zeigen dir, wo dem Simulator wo es langgeht. Aber Motorsport hat für uns was mit Anfassen, Geräuschen und einer einzigartigen Atmosphäre zu tun, die kommt beim SimRacing einfach nicht rüber. Für meinen Geschmack ist SimRacing nichts, ist jedoch aber für mich als Teammanager interessant, um dort für die Sponsoren repräsentativ zu sein.

Für die Reaktion und Konzentration ist es eine gute Sache aber man sollte es einfach als Trainingsaspekt sehen. Allerdings ersetzt es nicht den Motorsport, denn es ist kein Motorsport. 

CURBS: Wie beurteilst Du die Rennserien mit Elektromotoren? 

Stefan: Es ist auf jeden Fall die Zukunft es auch in den Motorsport einfließen zu lassen. Ich persönlich bin mit Verbrennungsmotoren aufgewachsen, das fehlt mir einfach bei den E-Motoren.Zum Trainieren fahre ich zum Beispiel sehr gerne mit meiner Enduro, die gibt es auch mit Elektromotoren und es ist durchaus auch interessant mal mit einem Elektromotor zu fahren. Beides hat seinen Reiz aber das, was uns zum Beispiel der historische Motorsport gibt, ist nicht vergleichbar. Die Klänge, Gerüche und Emotionen fehlen einfach beim Thema „E-Mobilität“. Man sieht eine große Entwicklung in der E-Mobilität und viele Sponsoren gehen diesen Weg. Ob es der richtige Weg ist oder nicht, ist schwer zu beurteilen, man muss aber auch über den Tellerrand schauen und für alles offen sein.

CURBS: Also bist du begeisterter Anhänger von Verbrennungsmotoren?

Stefan: Ich bin schon viele Autos gefahren- moderne Autos wie Aston Martin aber ich bin genauso alte Autos gefahren, wo du Blasen an den Händen hattest. (lacht) Bei den modernen Autos hast du viele Fahrhilfen. Und beide Welten so erleben zu dürfen, ist einfach klasse. Man muss die Zukunft akzeptieren und mitgestalten. Aber am Ende muss man auch mal wieder in die Vergangenheit schauen, das macht auch Spaß.

CURBS: Wie wird sich die Corona-Krise auf den zukünftigen Motorsport auswirken?

Stefan: Die momentane Situation ist sicherlich maßgebend und hat sogar einiges schon beschleunigt, wie man bei manchen Herstellern schon sieht. Das ganze System wird sich irgendwo auch neu sortieren. Ich bin auch davon überzeugt, dass die Elektromobilität auch in der Nachwuchs-Förderung verstärkt Einfluss nimmt. 

CURBS: Glaubst Du, dass der Motorsport genauso wie vor der Corona-Krise weitergehen wird?

Stefan: Ich denke es wird ein Umdenken stattfinden. Ich glaube jeder Einzelne, wurde ein wenig wachgerüttelt. Man hat gesehen, wie schnell Situationen sich ändern können. Es wird weitergehen und der Motorsport wird vielleicht noch mehr Begeisterung hervorrufen als je zuvor.

Text: Josephine Weinhold

Bilder: Mücke Motorsport