Das Donington Historic Festival
Traditionell findet das Donington Historic am ersten Mai-Wochenende während der Britischen Bank Holidays statt. Das bedeutet, die Renntage fangen nicht wie gewohnt am Freitag an und gehen bis Sonntag, sondern hier passiert alles von Samstag bis Montag. Freitag ist mehr oder weniger Ruhe! Es empfiehlt sich also, ein langes Rennwochenende inklusive Montag einzuplanen, wobei der Freitag gut genutzt werden kann, um in das berühmte Donington Grand Prix Exhibition Museum zu gehen, das nicht nur wegen der weltweit größten Sammlung von Grand Prix-Rennwagen immer wieder ein gelungener Ausflug Ist. Theoretisch sollte es möglich sein, mit dem Flieger nach East Midlands zu fliegen, was dann sozusagen direkt vor der Haustür ist und jeglichen Anreiseverkehr mehr oder weniger erspart…
Ich habe allerdings keine vernünftige Verbindung gefunden und lande wie immer in Heathrow, nehme den Mietwagen mit Automatik und null Selbstbeteiligung – denkt, was ihr wollt, aber ich sitze und überhole auf der falschen Seite, und die Straßen in und um Donington haben miese Ecken und sind generell eng. Fahrzeit gut 90 Minuten, es geht auch schneller, aber die Blitzer überall sind teuer, und das mag ich nicht ausreizen. Sündhaft billige Flugverbindungen bei rechtzeitigem Buchen gibt es auch nach Stensted. Das ist noch etwas schneller und genau so unkompliziert. Hotels sind überhaupt kein Problem – es gibt ausreichend in allen Preislagen und selbst eine Woche vor dem Event gibt es Zimmer… Die Eintrittspreise in Donington bewegen sich mit 20p für Tagestickets und 45p für das Wochenende im Rahmen.
Samstag
Donington feiert in diesem Jahr das Jubiläum zum Grand Prix von Donington 1935. Das sind dann 80 Jahre, und somit ist auch klar, dass wir hier über einen echten Traditionskurs reden, auf den der Historische Motorsport unbedingt hingehört. Der Samstag steht im Zeichen der Formelwagen, und die Felder in den Formel-Junior-Klassen sind mit jeweils 25 Wagen gut gefüllt. Es sind spannende Rennen am Nachmittag, die durch unzählige Dreher aufgrund der schwierigen Streckenverhältnisse gekennzeichnet sind. Die Historische Formel 2 geht mit 20 Wagen an den Start und sieht mit Darwin Smith auf March 722 einen Sieg mit knapp vier Sekunden Vorsprung vor James Hanson auf Chevron B42.
Ein Höhepunkt war dann das Rennen der GP-Wagen vor ´61 & ´66 mit 32 gestarteten Fahrzeugen, in dem auch der Lotus 18 zu sehen war, mit dem Stirling Moss 1961 den Sieg in Monte Carlo holte. Gefahren wurde der Wagen von Stephen Bond, der aber aufgrund von technischen Problemen nicht über Platz 30 hinauskam. Peter Horsman konnte hingegen auf einem Lotus 18/21 das Rennen für sich entscheiden.
Das „1000 km-Rennen“ für „World Sportscar Championship Sportwagen, Tourenwagen und GT Fahrzeuge“ von 1964 bis 1971, das für satte 150 Minuten angesetzt war, ist unter wirklich grausamen Wetterverhältnissen gestartet worden und konnte auch aufgrund der eher mageren Besetzung an hochklassigen Wagen nicht wirklich begeistern.
Nachdem der erste Renntag mit einem eher frustrierenden „1000 km-Rennen“ zu Ende ging, stand ich bibbernd im Nieselregen in der tiefen englischen Pampa und wollte echt nur noch ins Bett – müde, zerschlagen und mit einem nicht mehr funktionierenden Objektiv.
Sonntag
Der Tag beginnt ähnlich erbärmlich, wie er gestern aufgehört hat. Es regnet in Strömen, die zweite Kamera hakt, und das sind so die Momente, an denen ich mich frage, warum tue ich mir das bloß immer wieder an? Die Trendwende kommt dann am frühen Mittag, als mir ein älterer englischer Gentleman mit einem Lächeln mitteilt, dass es jetzt zwar seit Stunden regnet, aber immerhin sei es nicht mehr so kalt wie gestern… Hey, der Mann hat recht – „always Look ON The Bright side of Life! “
Und dann kommt ein Rennen das wirklich nachhaltig beeindruckt – das GT- und Sportwagen-Rennen für Fahrzeuge vor 1966!! Knapp 40 Wagen – AC Cobra, Lister, Jaguar E-Type, Austin Healey, Aston Martin und Artverwandtes liefern sich über 90 Minuten eine Schlacht, die kein Auge trocken lässt… das Rennen ist ein Fest. Vorne liegt ein AC Cobra Daytona Coupé, und um den zweiten Platz wird bis auf die letzten Meter zwischen einer weiteren Cobra und dem Lister-Jaguar gekämpft. Am Ende ist die Cobra vorne mit einer Sekunde Vorsprung. In der Mittagspause beschäftige ich mich mit den Klassischen Carts im Infield und den Gruppe B-Rallyewagen, die beide richtig Gummi lassen, und ich komme nicht einmal dazu, einen Burger zu holen, den ich im Grunde wirklich nötig hätte …
Nach der Pause, die es nicht gab, kam das Tourenwagen-Rennen für Fahrzeuge vor 1966, das wiederum ein volles Starterfeld sieht – ich zähle alleine 15 Cortinas gegen drei BMW 1800, fünf Alfa Romeos, drei Minis – das Kräfteverhältnis also klar zu Gunsten der Cortinas, die auf dem kleinen vier Kilometer kurzen Berg-und-Tal-Kurs gehen wie die Seuche. Aber ganz ehrlich – das war die Show von Frank Stippler auf dem Alfa, absolut beeindruckend, wie souverän Frank alles in Grund und Boden fuhr. Seine schnellste Runde war mit 1.23.647 Minuten fast eine ganze Sekunde schneller als alle anderen, und Herr Stippler fuhr hier in seiner eigenen Liga. Tja, und dann kam kurz vor dem Ziel ein Knall, die Numero Uno musste ausrollen, und das war es dann. Frank war derart frustriert, dass ich mich nicht getraut habe zu fragen, was genau kaputt gegangen war. Aber ganz gleich – er war der heimliche Sieger des Rennens. Auf dem Papier haben Banks/Banks auf dem Alfa Romeo den Sieg geholt vor dem BMW 1800, und danach liefen dann erst die Cortinas ein!
Das war aus deutscher Sicht bemerkenswert und konnte die inzwischen angereisten britischen Fans begeistern. Zwischenzeitlich war sogar die Sonne zu sehen und es folgten sechs weitere gelungene Rennen mit der Historischen Formel 2, zwei Formel-Junior-Läufen, den Historischen Grand Prix-Wagen vor ’61 & ’66, den britischen Tourenwagen von 1958 bis 1966 sowie den schnellen Supertourenwagen aus der BTCC – durch die Bank gutes bis sehr gutes Racing mit vollen Feldern und tollen Positionskämpfen!
Montag
Der Montag war dann zum Genießen…pralle Sonne zum ersten Mal überhaupt von morgens an, tolle Rennen in allen Klassen, wobei die Jaguar Heritage Challenge mit 30 Startern, vorwiegend E-Type, das angekündigte Highlight war. Zum ersten Mal überhaupt an diesem Wochenende hatte man das Gefühl, das auch die Besucherzahlen zumindest annähernd in die Richtung gingen, die die Veranstalter erwartet hatten. Auf das Wochenende verteilt, waren zu wenig Rennsport-Begeisterte vor Ort. Das steht einmal fest. Am Programm kann es nicht gelegen haben. Das durchwachsene Wetter wird nicht geholfen haben, aber die Briten sind traditionell schmerzfrei, wenn es darum geht, bei brutalen Wetterverhältnissen trotzdem Spaß zu haben. Regen und Kälte schreckt in der Regel den englischen Motorsport-Fan nicht ab, an die Strecke zu kommen.
Ich denke, es liegt ganz einfach daran, dass Donington im Vergleich zu den etablierten Klassikern mit gerade einmal fünf Jahren wirklich noch in den Kinderschuhen steckt. Zusammenfassend kann ich zu einer weiteren gelungenen Veranstaltung gratulieren und attestieren, dass Donington auf dem Weg ist, zu einem top europäischen Rennfestival zu werden. Viel fehlt nicht mehr, und einen Besuch im nächsten Jahr kann ich aus tiefster Überzeugung empfehlen!