Interview mit Wolfgang Jochum, Head of Classic Cars Departement bei der Auctionata AG in Berlin
CURBS: Herr Jochum, wie ist einmal Ihre Beziehung zu Oldtimern gewachsen, was war der Auslöser, wie viel Leidenschaft verbinden Sie heute persönlich mit dem Thema, wie intensiv verfolgen Sie das?
Wolfgang Jochum: Ich bin 1967 geboren und habe ab 1974 den Aufstieg Niki Laudas bei Ferrari miterlebt. Das hat meine Beziehung zum Rennsport und zu Automobilen geprägt. Nach verschiedenen Stationen bei Auctionata habe ich die wunderbare Gelegenheit bekommen, die Classic-Cars-Abteilung aufzubauen und zu leiten und mich somit zu 100 Prozent meiner Leidenschaft zu widmen. Ich habe tagtäglich mit dem Thema klassische Automobile zu tun und bin auch in meiner Freizeit aktiv im (Historischen) Motorsport tätig.
CURBS: Wie beurteilen Sie die Entwicklungen im Oldtimer-Markt generell in den letzten 15 Jahren, was hat diese Marktentwicklungen aus Ihrer Sicht wesentlich beeinflusst, welche Trends sehen Sie, wie motivieren Sie den Einstieg der Auctionata AG 2014 auch in den Auktionsmarkt für Oldtimer?
Wolfgang Jochum: Der Markt für klassische Automobile ist in den letzten Jahren, bezüglich der Preisentwicklung einiger Marken und Modelle, um 500 und mehr Prozent gewachsen. Verantwortlich dafür ist, dass neben den klassischen Sammlern eine neue Interessenten-Gruppe entstanden ist, die Classic Cars als lukratives Investment entdeckt hat. Zusätzlich gibt es eine jüngere Gruppe von Käufern, die sehr früh und sehr steil Karriere machen, was sicherlich mit dem Start-up-Boom zusammenhängt, und die in Supersportwagen der 80er bis 00er Jahre investieren, da dies ihre Traumwagen aus Kindheits- und Jugendtagen sind. Auch in unseren Online-Auktionen macht sich dieser Trend bemerkbar. Nach dem Start unserer wöchentlichen Livestream-Auktionen im Mai 2013 haben wir festgestellt, dass das Luxussegment (Schmuck, Uhren, Wein) bei Online-Bietern besonders gut angenommen wurde. Eine große Portion Leidenschaft für Automobile sowie der Erfolg im Luxusbereich hat uns dazu bewogen, mit dem Bereich Classic Cars im Preis-Segment zwischen 25.000 und 150.000 Euro unsere Online-Auktionen zu starten.
CURBS: Die Auctionata AG ist ein Online-Versteigerer. Welche grundsätzlichen Vorteile bietet Ihr Unternehmen einem Fahrzeug-Eigentümer, der seinen Oldtimer versteigern möchte, gegenüber herkömmlichen Auktionen?
Wolfgang Jochum: Durch unsere Livestream-Technologie sind wir in der Lage, potenzielle Bieter auf der ganzen Welt zu erreichen, da Interessenten über den Computer, das Tablet und über die „Auctionata Live“ iPhone App unsere Online-Auktionen live verfolgen können. Darüber hinaus bekommt der Einbringer ein umfangreiches Marketing-Package mit professionellen Fotos, Newsletter und internationaler Öffentlichkeitsarbeit.
CURBS: Insbesondere sind in den letzten sieben, acht Jahren auch die Auktionsresultate für historische Rennwagen überproportional gestiegen, nicht selten erzielen Versteigerer inzwischen mit etwa einem halben Dutzend historischer Rennwagen 20 und mehr Prozent des Gesamtumsatzes. Wie begründen Sie diese Entwicklung, inwieweit denken Sie, dass diese Entwicklung an der Spitze auch auf das Gesamte abstrahlt, wie interessant ist es für Auctionata, die Portfolios der Online-Auktionen auch auf dieses Marktsegment auszurichten?
Wolfgang Jochum: Veranstaltungen, in denen historische Fahrzeuge zum Einsatz kommen wie Rallye Monte Carlo, Goodwood Members Meeting, Mille Miglia, Oldtimer-Grand-Prix Nürburgring oder Goodwood Revival, haben sich mittlerweile zu einem beliebten Szene-Treffpunkt und vor allem zu einem Prestige-Sport entwickelt. Voraussetzung, um an diesen Rennen teilzunehmen, ist der Besitz eines historischen Rennwagens, mit möglichst viel Geschichte, was die ursprünglichen Fahrer beziehungsweise erzielten Erfolge angeht. Generell wird dieses Segment auch für uns in naher Zukunft interessant.
CURBS: Auctionata hat jetzt seit etwas mehr als einem Jahr etwa ein Dutzend Classic Cars-Auktionen veranstaltet. Wie sieht Ihr erstes Zwischen-Resümee aus, was waren für Sie persönlich die Highlights, welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen, die in welcher Form in die zukünftige Arbeit einfließen werden?
Wolfgang Jochum: In den vergangenen 12 Auktionen haben wir viel ausprobiert, gelernt, besonders im mittleren Marktsegment eine Lücke gefüllt und gute Ergebnisse erzielt. Ein Rückblick auf die Auktionssaison 2015 zeigt, dass sich die Kategorie Classic Cars innerhalb eines Jahres erfolgreich bei Auctionata etablieren konnte. Insbesondere die sehr guten Ergebnisse unserer „Ferrari Only“ Auktion waren für uns ein wichtiger Meilenstein, der gezeigt hat, dass wir uns auch im Automobil-Segment luxuriöser Marken etablieren können. Mit den Learnings aus diesem Jahr werden wir 2016 sicherlich weniger Auktionen machen und die Ratschläge unserer Käufer, Interessenten und Einlieferer bei der Planung berücksichtigen, um noch bessere Auktionen auf die Beine zu stellen.
CURBS: Auf welche Auctionata-Highlights im Bereich Classic Cars in den nächsten Monaten können Sie schon verweisen, was ist hier für 2016 geplant?
Wolfgang Jochum: Interessenten können sich Anfang 2016 (voraussichtlich 26. Februar) auf eine gemischte Auktion, die wie gewohnt online aus Berlin übertragen wird, freuen. Sicherlich wird es wieder ein bis zwei Marken-Auktionen wie Ferrari oder Porsche geben. Darüber hinaus stehen wir mit einigen hochkarätigen Veranstaltern in Verhandlung, um auf etablierten Messen unsere Fahrzeuge zu präsentieren und um dem Publikum unsere Livestream-Auktionen näher zu bringen.