Gilles Villeneuve – Der Überflieger

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Hinter seinem „Engelsgesicht“ mit fast mädchenhaften Zügen verbarg sich ein knallharter Fighter am Volant eines Rennwagens, der kein Risiko scheute und seinen Einsatz auf der „letzten Rille“ mit dem Leben bezahlte: so Gilles Villeneuve am 8. Mai 1982 in Zolder. Jochen von Osterroth verfolgte die Grands Prix des Kanadiers und hatte auch persönlich einen „guten Draht“ zu ihm.

Gilles Villeneuve – Der Wolf im Schafspelz

Kyalami Ranch, 3. März 1978: Ziemlich quer kommt ein Fiat um die Ecke geschossen, holpert mit ächzenden Stoßdämpfern über eine Bodenwelle vor dieser traditionellen Absteige der Formel-1-Teams und hüllt einen schwarzen Hotelangestellten derart in Staub, dass dessen Gesicht nicht nur vor Schreck aschfahl wird. Begegnung mit einem „Raser“ oder einem „Halbstarken“? Der total verstörte Mann weiß es nicht, flucht etwas in seinem Nguni-Bantu-Dialekt vor sich hin und sucht das Weite. Aus dem Fiat schält sich ein „Engelsgesicht“, mein Interview-Partner Gilles Villeneuve. Dieser meint mit lausbübischem Grinsen: „Sorry, habe Dich hoffentlich nicht zu lang warten lassen, bin nach dem Training noch ein wenig durch die Gegend gegeigt, und das hat irre viel Spaß gemacht.“ Bei einem Becher Eis fragte ich ihn: „Musste das sein?“ „Ja, musste mich irgendwie von meinen Reifenproblemen in der Quali abreagieren. Den Hotel-mann habe ich nicht gesehen“, so seine Antwort. Diese Episode war freilich nichts gegen seine bisherigen, haarsträubenden Aktivitäten auf der Piste. Dabei denke ich nicht an seinen Formel-1-Einstand beim GP von England 1977 auf einem McLaren M23, bei dem er sich auf Anhieb neben Ronnie Peterson im Tyrrell P34 in die fünfte Startreihe gestellt hatte, sondern an die Begegnung mit dem Schweden beim WM-Finale auf dem Fuji-Speedway. Gilles` Ferrari 312T2 touchierte in der Anbremszone der Rechtskurve nach der langen Geraden das Heck des Tyrrell, wurde in die Luft katapultiert, schlug kopfüber auf, wurde erneut hoch geschleudert und zerschellte an einem Erdwall, hinter dem – freilich in einer Sperrzone – neben einem Strecken-posten und einem Fotografen auch Zu-schauer standen. Der Franco-Kanadier konnte sich unverletzt aus seinem Ferrari-Wrack schälen, doch die Schreckensbilanz lautete: zwei Tote und sieben Schwerverletzte. Während Gilles sich nicht entsinnen konnte, wie es zu dem Unfall – wohl aufgrund von Bremsproblemen – gekommen war, lief das Rennen einfach weiter.

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Gilles Villeneuve: Bulldozer und MGA-Kapriolen

Soviel nur zu dem zweiten Ferrari-Einsatz. Das Scuderia-Debüt beim Heim-GP in Mosport hatte er ja mit einem Trainings-Crash nicht gerade glücklich erwischt. Zu-rück zu dem Kyalami-Gespräch mit Joseph Gilles Henri, so die volle Vornamens-Kombination, geboren am 18. Januar 1952 in Saint-Jean-sur-Richelieu, in der kanadischen Provinz Quebec. Relaxed, weil er gerade den Routinier im Team, Carlos Reutemann, hauchdünn hinter sich gelassen hatte, erzählte er: „ Schon als Zehnjähriger wollte ich Rennfahrer werden. Nichts Anderes hat mich interessiert, kein Buch und auch keine Musik. Etwas Soul, Blues oder auch Dixieland-Jazz vielleicht.“ Mit 15 be-kam er einen MGA geschenkt, mit dem er – wie mit dem Bulldozer seines Onkels – die Gegend unsicher machte. Ohne Führerschein, wohlgemerkt! „Das hat meinen PS-Hunger gestillt und mehr Laune gemacht, als ins Konservatorium zu gehen, wo ich zum Orchester-Trompeter ausgebildet werden sollte. Das hätte mein Papa, ein Klavier-Stimmer, gern gesehen. Die blöde Blaserei haben meine Lippen überhaupt nicht vertragen. Dann zu Beginn des Winters wurde ich auf die in unserer Provinz sehr populären Snowmobil-Rennen aufmerksam Das ist es doch, dachte ich.“
Vom Snowmobil auf die Rundstrecke

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„Mit 17 bestritt ich meine ersten Snowmobil-Rennen. Die haben wenig gekostet und bei Erfolg einiges gebracht.“ Gilles hatte – übrigens mit der Startnummer 13 auf seinem Alouette-Mobil – derart viel Erfolg, dass er als zweifacher Snowmobil-Champion rund 16.000 kanadische Dollar Preisgeld kassierte. Mit den „Winter-sport“-Erträgen konnte er seine regionalen sommerlichen Wettbewerbs-Aktivitäten 1973 finanzieren – zunächst in der Formel Ford. Hier gewann er sieben von zehn Ren-nen. Im Jahr darauf gründete er sein eigenes Formel-Atlantic-Team, mit dem er 1975 Fünfter der kanadischen Meisterschaft wurde. „Ich machte alles selbst, war mein eigener Mechaniker und überholte sogar die Motoren selbst.“ 1976 dominierte er diese internationale Formel in den USA und in Kanada derart, dass er neben einem lukrativen Werbevertrag von Marlboro im September von Teddy Mayer ein F1-Angebot für den GP von England 1977 bekam. Mit vier CanAm-Einsätzen für Walter Wolf und nach Silverstone einem Marken-WM-Rennen in Mosport – hier wurde er zusammen mit Eddie Cheever in einem Faltz-BMW 320i Gesamtdritter – hielt er sich in Form. „Es ist eigentlich komisch, dass ich letztendlich bei Ferrari landete und mein Freund Patrick Tambay, der vor mir mit dem alten Enzo verhandelt hatte, dann zu McLaren kam.“ Gilles und Patrick, auf den Rennpisten Gegner, waren die besten Freunde. Als Gilles nach Europa zog, ließ er sich zunächst in dem reizvollen Ort Plascassier bei Cannes nieder. „War doch praktisch, denn Patrick wohnt quasi um die Ecke und auch Walter Wolf, residiert in der Nachbarschaft, wenn auch ziemlich vor-nehm oben auf dem Berg in der `Bastide en plein Ciel´, einer prominenten-Absteige mit eigener Security. Zwar lebe ich jetzt im Land meiner Vorfahren, aber die französischen Lebensgewohnheiten passen nicht zu mir.“ Sein Englisch, ein holpriger amerikanischer Slang, aus dem der Buchstabe „R“ förmlich herausrollt, hatte sich Gilles erst bei diversen Atlantic-Rennen in den USA angeeignet. Als echter „Quebecois“ spricht man nur französisch, beziehungsweise das, was man dort für französisch hält. Ein Unterschied wie zwischen Kölschem Platt und Sächsisch. „An der Côte d`Azur suchte ich vergeblich nach Imbiss-Buden mit Burgern und Steaks. Ich pfeife auf die teuren, piekfeinen Restaurants. Da muss für die Rennsaison in Europa ein Wohnmobil her, in dem meine Joanne ordentlich etwas brutzeln kann.“
Mirage auf Pole, Panzer in letzter Startreihe

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Gilles, seit 1972 mit Joanne verheiratet und Vater eines Sohnes namens Jacques und dessen zwei Jahre jüngeren Schwester Melanie: „Ich brauche einfach meine Lieben um mich herum. Nur so kann ich richtig entspannen. Parties und der ganze Rummel vor und nach den Rennen sind mir ein Greuel. Von gesellschaftlichen Anlässen mit Smoking und Fliege ganz zu schweigen. Publicity beschränkt sich bei mir auf das Notwendigste, ganz im Gegensatz zu Jackie Stewart, den ich be-wundere.“ Sprach`s und bestellte für uns eine weitere Portion Eis. „Damit die Lippen nicht eintrocknen und Du erst einmal den Stift aus der Hand legen kannst.“ Bei die-sen Worten sah er wie ein netter kleiner Bub aus, fast wie ein „Unschuldslamm“, dem man den knallharten Rennprofi beim besten Willen nicht ansehen konnte. Doch im Ferrari-Cockpit, wie die kommenden Jahre zeigen sollten, erstarrte sein mädchenhaftes Antlitz zu einer ungemein entschlossenen Miene. Als Familienvater da-gegen gab er sich vorbildhaft. Ich erinnere mich noch an den 2. Juni 1978 in Jarama: Vor dem großen Motorhome von Gilles hatte ich in den Sand die Rennstrecken-Umrisse gescharrt. Gilles hatte mir nämlich ein ausführliches Gespräch, verknüpft mit einen kleinen Bedingung, versprochen: „Während ich mich dusche und Joanne uns etwas brät, spiele bitte mit Melanie ein wenig Jarama-Rennen.“ Die Kleine hatte aus Frère Jacques` Corgi Toys und Solido-Beständen einen Mirage-Sportwagen auf die Pole-Position gestellt und einen Panzer in die letzte Starterreihe. Da kein Ferrari-Modell zur Hand war, durfte sie später zum Erstaunen der Ferrari-Mechaniker in Papas 312T3 (034) Platz nehmen und kurbelte wie wild am Lenkrad. Beim Betreten vom Villeneuve-Motorhome galt natürlich für alle: Straßenschuhe sind ebenso tabu wie die Rennlatschen von Gilles.

Gilles Villeneuve erster F1-Sieg war zu Hause

Ausgerechnet in Montréal durfte Gilles Villeneuve seinen ersten Grand-Prix-Sieg feiern, mit seinem zukünftigen Teamgefährten, Jody Scheckter, Wolf-Ford WR6, und seinem bisherigen, Carlos Reutemann, auf den Plätzen. Da war eine dicke Knutscheinlage der Villeneuves auf dem Siegerpodest fällig. Der zweite Formel-1-Erfolg stellte sich 1979 in Süd-Afrika ein – vor einem etwas enttäuschten Jody Scheckter. Gilles nach dem Rennen zu Jody: „ Ich hätte Dir vor Deinem Publikum den Sieg wirklich gegönnt“ Doch Jody war trotz der Ferrari-Slow-Order an Gilles, um den Sieg nicht zu gefährden, nur bis auf drei-einhalb Sekunden an den Kanadier heran-gekommen. Villeneuve vor Scheckter auch in Long Beach – und zwar deutlich sowie mit neuem Rundenrekord. Mehr ärgerte sich Jody über das Training: „Da ackert man anderthalb Stunden vor sich hin, verbraucht einen Reifensatz nach dem anderen und wird vom eigenen Teamgefährten in die zweite Reihe geschickt.“ Neuer Rundenrekord auch in Zolder, dann blieb der Ferrari mit furztrockenem Tank stehen! Vor Gilles auf Pole und Sieg: Für Jody war die Welt in seiner Wahlheimat Monaco wieder in Ordnung. Mit einem zweiten Platz in Dijon hatte sich Villeneuve hinter Scheckter auf den zweiten Platz der WM geschoben. Trotz eines völlig verkorksten Silverstone-Wochenendes für Ferrari änderte sich diese Reihenfolge nicht. Keine Punkte in Aussicht wegen Reifenproblemen in Hockenheim, da ordnete Ferrari-Konstrukteur Mauro Forghieri an, Gilles solle reinkommen, superweiche Pneus auf-ziehen, um wenigstens die schnellste Rennrunde zu drehen. Das machte Gilles auch. In Zandvoort zertrümmerte ein Reifendefekt die linke Hinterradaufhängung des Ferrari 312T4. Gilles konstatierte: Damit ist die WM für mich futsch!“ Dank zweiter Plätze in Österreich, Italien und Kanada hatte es immerhin zum Ti-tel eines Vize-Weltmeisters hinter Jody Scheckter gereicht.
Ferrari fuhr hinterher
Zum Vergessen: die ersten vier Rennen 1980 nicht im Ziel und ein sechster Platz in Zolder – Gilles Villeneuve mit Ferrari in einem Tief. Gilles: „ Da auch Jody bis-her nur zwei Punkte gesammelt hat, muss die Scuderia wohl Überstunden leisten, um wieder konkurrenzfähig zu sein.“ Welt-meister Jody Scheckter nur Viertletzter in der Monaco-Startaufstellung, Gilles mit einer Runde Rückstand auf Sieger Reute-mann wenigstens Fünfter: „ Das ist nicht einmal ein Trostpflaster.“ Doch dann kam der Hammer, denn im Streit der sogenannten FOCA- und FISA-Teams verzichteten Ferrari, Renault und Alfa Romeo auf den Start in Jarama. Aber auch bei wieder ver-eintem Startfeld in Frankreich und England war klar: Ferrari gehörte zu den Hinterbänklern. Jody Scheckter, Vorletzter in der Startaufstellung von Brands Hatch: „Es ist ein Jammer“ und Gilles: „ Dass Ferrari der-zeit vorletzte Marke im Konstrukteurspokal ist, tut hoffentlich auch dem Forghieri weh!“ Und so sah es auch nach dem 12. WM-Lauf in Monza aus. Drittletzter in der Startaufstellung von Montréal aber Fünfter im Ziel: „ Immerhin gab es zu Hause über uns, die Villeneuves, Positives zu berichten, denn mein kleiner Bruder Jacques hatte das Formel-Atlantic-Rennen im Rahmenprogramm gewonnen.“ Sein Saison-Resümee: „ Auch wenn unser T5 nicht be-rauschend war, hoffe ich nächstes Jahr auf ein vernünftiges `ground effect´ -Chassis mit viel Turbo-Kraft, obwohl ich als leidenschaftlicher Rennfahrer im Prinzip gegen Schürzen bin.“ Und just dieses Schürzen-Thema hatte ja zum Disput zwischen FOCA und FISA geführt.

Nur zwei Siege aber acht Ausfälle 1981

Vielversprechend sirrte der Comprex-Super-Kompressor im neuen Ferrari 126C vor sich hin und begeisterte die neue Fahrer-Kombination Gilles Villeneuve/Didier Pironi, doch zum Einsatz bei Saisonbeginn in Kyalami kam es nicht, denn erst spät hatte die FOCA dem Schürzenverbot der FISA zugestimmt. Da Kyalami somit keinen WM-Status bekommen hatte, ging es erst in Long Beach richtig los, doch lautete Ferraris Punktausbeute nach drei GPs „0“. Nach dem – im Gegensatz zum Rennen – sonnigen Training von Rio-Jacarepagúa sagte er mir: „ Ich habe mir die Seele aus dem Leib gefahren, schau, wo der Didier steht – zehn Plätze hinter mir!“ Gilles musste nach 26 Runden ohne Ladedruck passen. Teil-weise mit Übereinsatz unterwegs, fungierte er in Argentinien mehrmals als Rasenmäher neben der Piste des Autódromo von Buenos Aires. Pole-Position im Autodromo „Dino Ferrari“ von Imola, Gilles: „Endlich sind wir da, wo wir hingehören.“ Ein taktischer Fehler kostete den Sieg, denn zu früh und eigentlich ohne Not wechselte der führende Gilles von Regenreifen auf Slicks. Kaum hatte er das getan, fi ng es wieder zu regnen an. In Monaco platzte endlich der Knoten! Gilles gewann, und dicht bedrängt von Jacques Laffite, John Watson und Carlos Reutemann, pilotierte er seinen Ferrari 126/CK (52) auch in Jarama zum Sieg. Nur Ausfälle und ein zehnter Platz in den folgenden sechs Grands Prix: Ein Desaster! Etwas versöhnlicher der Ausklang in der verrückten Regenschlacht von Montréal mit einem dritten Platz trotz dreier Kollisionen. Hier war Jacques Laffite der einzige Fahrer ohne Dreher, Off-Road-Einlagen oder Zusammenstößen. Didier Pi-roni über Gilles Villeneuve: „Privat ist er ein netter Kerl mit dem man gut klar kommen kann, doch was den Ferrari anbetrifft hat er Probleme mit der Technik, kein Wunder bei der beknackten Hydraulik.“ Gilles: „Die ist viel zu hart, mit der kommt sich wie in einem überdimensionalen Kart vor.“

Ärger mit Didier Pironi

Total daneben begann das Jahr 1982 für Gilles: Zweite Startreihe aber Motor-schaden in Kyalami. Zweitschnellster in Rio aber in Führung liegend – durch den späteren Sieger Nelson Piquet irritiert – bis an die Leitplanken neben die Strecke gekreiselt. Dritter in Long Beach aber Disqualifikation nach Tyrrell-Protest wegen eines zweiteilig versetzten Heckflügels am Ferrari. Dass Schürzen wieder „in“ waren, störte Gilles ungemein: „Sch…Fliehkräfte, die Zuschauer wollen doch Drifts sehen. Wenn jetzt etwas schief geht, kannst du kaum reagieren, das ist verdammt gefährlich.“ Ärger ganz anderer Art hatte Gilles in Imola, nämlich mit Didier Pironi, der die vom Team vorgesehene Zielreihenfolge missachtete und vor Gilles ankam. Entsprechend sauer – „mit Didier rede ich kein Wort mehr“ – ging Gilles auch in das Training von Zolder, wollte mit „Kamikaze“-Runden klar stellen, wer hier das Sagen hat, nachdem Pironi seine bisherige Best-zeit unterboten hatte. Ferrari-Teammanager Marco Piccinini: „Bei uns gibt es keine Stallorder, höchstens Empfehlungen.“
Das Ende

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Mit gebrauchten Qualifikationsreifen donnerte Gilles auf der Piste über die Kuppe hinter der Fahrerlager-Schikane und lief in Höhe der „Butte“, einem schnellen Linksknick, auf den RAM-March 821 von Jochen Mass auf. Jochen zog sofort nach rechts, um den Ferrari innen – also auf der Ideallinie – durch zu lassen. Gilles wollte offenbar aber außen vorbei und katapultierte den Ferrari über das linke March-Hinterrad in die Luft. Bei rund 270 km/h keine Reaktionsmöglichkeit! Der Ferrari krachte erst seitlich gegen die Leitplanken, wurde wieder hochgeschleudert und zerbrach beim Aufschlag mit dem Wagen-Bug. Gilles – noch an die Alu-Sitzrückwand angeschnallt – flog samt Sitz mit voller Wucht gegen einen Streckenzaunpfosten: Die Notfallambulanz der Uni-Klinik von Löwen stellte neben Halswirbelfrakturen fest, dass auch das Rückenmark durchtrennt worden war. Keinerlei Überlebenschance! 21.12 Uhr am Samstagabend starb der nur noch maschinell am Leben gehaltene Gilles im Beisein seiner von Monaco eingeflogenen Frau Joanne. Nach der Überführung nach Kanada wurde er aufgebahrt in einem offenen Sarg mit dem Helm auf der Decke. Gilles wirkte, wie man ihn kannte, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.