Jacky Ickx – 79 und kein bisschen langsam

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Jacky Ickx das Allround-Talent

Jacky Ickx, der größte Allround-Rennfahrer überhaupt, kann eine einmalige Bilanz vorweisen. Als Jugendlicher Europameister auf zwei Rädern mit einer Zündapp, F2-Europameister 1967, als Tourenwagen-Crack äußerst erfolgreich, 37 Siege bei zur Weltmeisterschaft zählenden Langstrecken-Rennen. Dazu zwei Erfolge in Sebring, 1969 mit Jackie Oliver in einem Ford GT40. Anschließend 1972 im Ferrari 312 PB mit Mario Andretti. In der Formel 1 trat er zwischen 1966 und 1979 für zehn verschiedene Monoposto-Hersteller an. Er wurde zweimal Vize-Weltmeister, 1969 auf Brabham und 1970 auf Ferrari. 1979 schloss er seine Rundstrecken-Karriere nur temporär mit dem CanAm-Serien-Titel ab. Er gewann1983 auf einem Mercedes 280 GLE das Abenteuer Paris-Dakar und holte 1985 auf dem Porsche 962C noch drei Marken-WM-Siege. Kürzlich feierte Jacky seinen 76. Geburtstag.

Bei Jacky Ickx fällt der Apfel nicht weit vom Stamm

Wer hätte gedacht, dass der „Apfel so nah an den Stamm fällt“, dass dieser Platz machen muss. Jedenfalls macht der jüngste Spross des belgischen Motocross-Meisters und auch international bekannten Motorsport-Journalisten Jacques Ickx Furore und geht in die Analen des Motorsports als bester Allroundfahrer der Welt ein. Jacques-Bernard Ickx, geboren am 1. Januar 1945 in Brüssel, wurde bald Jacky genannt. Da sein älterer Bruder Pascal schon Motorrad-Trials fuhr und auf einem Abarth bei der Tour de France Automobile eine gute Figur abgab, wollte er neben dem ihm überhaupt nicht schmeckendem Pennälertum ebenfalls einen fahrbaren Untersatz. Papa Ickx zeigte vollstes Verständnis, obwohl der Filius Rennen genau so langweilig fand wie die Sch…Schule, in der den Lehrern die Haare zu Berge standen, wenn sie Ickx Junior unterrichten mussten.

Mit der Auflage, sich schulisch zu bessern, wurde Jacky eine 50-Kubik-Zündapp gekauft. In dieser Klasse gab es natürlich Wettbewerbe, an denen der junge Belgier plötzlich soviel Geschmack fand, dass er mit acht Siegen in 13 Rennen gleich zum Europameister avancierte. Für einen Zündapp-Werksfahrer bei Motorrad-Grands Prix war er freilich noch viel zu jung. Jacky stieg auf vier Räder um. Bei seinem ersten Bergrennen mit einem BMW 700 überschlug er sich – direkt vor den TV-Kameras des einheimischen Fernsehens – derart spektakulär (viel Arbeit für seinen Schutzengel), dass er nicht nur die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit generierte.

Beeindruckt von diesem Salto und durch mehrere hervorragende Ergebnisse in der Folge bot ihm Ford Belgien für 1964 einen Lotus-Cortina an, mit dem er wahre Kunststücke vollführte. Unvergessen bleiben Rad-an-Ra-Duelle mit Jim Clark –ebenfalls auf einem Lotus-Cortina – und Jochen Rindt auf einem Alfa GTA. Nürburgring-Erfahrungen sammelte der ungestüme junge Mann mit einem Mustang beim 84-stündigen Marathon de la Route, den er 1966 mit dem Cortina gewann. Heimsieg in Spa beim 24-Stunden-Rennen zusammen mit Hubert Hahne auf einem BMW! Ken Tyrrell – auf Jacky anlässlich eines Rennens in Budapest aufmerksam geworden – wollte ihm Gelegenheit zu einer Monoposto-Testfahrt geben, doch stattdessen fuhr der mit einem Panzer durchs Gelände, eingezogen zum Wehrdienst.

Mit einem F2-Matra GP-Konkurrenz düpiert

Aus der verspäteten Tyrrell-Testfahrt resultierte ein 3-Jahres-Vertrag und die Gelegenheit, sich beim GP von Deutschland 1966 mit einem unterlegenen Matra-Formel 2 (startete gemeinsam mit der Formel 1, aber getrennt gewertet) sensationell in Szene zu setzen. Damit sich das eigentliche F1-Startfeld nicht auf der Nordschleife verliert, hatte Herbert Wilhelm Schmitz vom AvD ein knappes Dutzend Formel-2-Wagen aufgeboten. Darunter auch Kurt Ahrens (Brabham), Hubert Hahne (Matra) und Gerhard Mitter (Lotus).

Schnellster dieser Herren ist freilich Jacky Ickx, und der findet sich in der Startaufstellung im Sandwich von Denny Hulme (Brabham-Repco) und Peter Arundell (Lotus-BRM) wieder. Leider fuhr der Brabham-BRM von John Taylor in der Startrunde beim Aufstieg zur Quiddelbacher Höhe in das Heck von Jackys Matra und geriet in Brand. Genau vor den Augen des Schreibers dieser Zeilen! Der Belgier stieg nach der Bergung von Taylor wieder in seinen nur leicht ramponierten Matra und gab an den Boxen auf. Taylor erlag später in Koblenz seinen Brandverletzungen.

Im Jahr darauf düpiert Ickx die Formel-1-Gilde geradezu. Mit seinem Matra, jetzt mit einem Cosworth-Motor bestückt, der ihn auch zum Gewinn der F2-Europameisterschaft führte, umrundet Ickx die Nordschleife im Training als Dritter hinter Jim Clark und Denny Hulme und noch vor Namen wie Gurney, McLaren, Surtees, Brabham, Amon, Rindt & Co. Jim Clark, “mein großes Vorbild“ (Ickx): „Wenn der so weiter macht, müssen wir aber ganz früh aufstehen“. Erster WM-Punkt ebenfalls 1967 in Monza als Ersatzmann für den verletzten Pedro Rodriguez in einem Cooper-Maserati.

Vizeweltmeister 1969 mit Brabham

1968, in seinem ersten vollen F1-Jahr, brilliert der Belgier mit einem Ferrari, siegt in Rouen vor Surtees und Stewart und belegt hinter Graham Hill, Jackie Stewart und Denny Hulme den vierten Platz der Fahrer-Weltmeisterschaft. „Seh` zu, dass Du ihn unter Vertrag nehmen kannst“, hatte der Journalist und Brabham-Intimus Alan Brinton dem dreimaligen Weltmeister aus Australien geraten, als dieser ihn – wie so oft – in seinem Häuschen bei Seven Oaks besucht hatte. Und der Deal kommt zustande.

Konzentration vor dem Start zum GP von Österreich 1971

Ickx gewinnt zwei Grand Prix und wird Vizeweltmeister 1969 hinter Jackie Stewart. Dieser musste sich freilich auf dem Nürburgring dem Belgier geschlagen geben. Brinton vor dem Rennen zu Brabham: „ Jack, ich hatte den richtigen Riecher, so wie Ickx den Stewart und den Rindt im Training mit 7.42,1 gebügelt hat, fährt er sie auch im Rennen in Grund und Boden.“ Jacky Ickx, direkt daneben sitzend, wendet sich ab. Von Vorschusslorbeeren hält er nicht viel. Vor einer enormen Zuschauerkulisse – es sollen 380.000 gewesen sein – dominiert zunächst Stewart, weil Ickx den Start total versiebt hatte und auf den sechsten Rang zurück gefallen war. Bereits nach vier Runden taucht er jedoch im Windschatten von Stewarts Matra-Ford MS80 auf.

Es entspinnt sich ein Zweikampf der Extraklasse mit mehreren Führungswechseln. Mit einem neuen Rundenrekord ringt der junge Belgier den Schotten nieder, und Brinton zu dem Verfasser diese Zeilen: „ So leid mir der tödliche Unfall von Mitter im Training tut, aber mit Ickx hat der Ring einen seiner größten Bezwinger gefunden.“

Vier weitere Ferrari-Jahre mit fünf Siegen enden im Frust

Zurück zur Scuderia, muss Jacky Ickx erkennen, dass Jochen Rindt im Lotus 72 der neue Maßstab der Saison 1970 ist. Nach dem siebenten Lauf in Brands Hatch führt Jochen Rindt komfortabel vor Jack Brabham, Jackie Stewart und Denny Hulme. Ickx, teilweise von Ausfällen geplagt, kann nur vier Punkte aufweisen. Brinton: „Der wäre besser bei Brabham geblieben.“ Diese Meinung revidierte er freilich, als Ickx in Hockenheim vor Rindt auf die Pole-Position fährt und sich dem WM-Führenden nur um eine Sekunde im Rennen geschlagen geben muss.

1972 erneut auf dem Nürburgring erfolgreich: Jacky im Ferrari 312B/2

Mit dem Doppelsieg von Jacky Ickx und Clay Regazzoni in Zeltweg ist klar, dass da noch mehr drin ist. Nach dem Tod von Jochen in Monza profitiert Ferrari davon, dass Lotus mit Emerson Fittipaldi zwar einen fast adäquaten Nachfolger präsentieren kann, doch dieser bis zum GP der USA erst drei WM-Punkte auf dem Konto hat. Der weitere Doppelsieg von Ickx/Regazzoni zuvor beim GP von Kanada hatte klare Verhältnisse geschaffen. Hinter dem posthumen Weltmeister Jochen Rindt würde Ickx Vize werden, da er auch das Finale in Mexiko – erneut vor Regazzoni – gewinnt.

So rückt Ferrari in der Konstrukteurs-Wertung noch bis auf vier Punkte an Lotus heran. 1971 kann Ickx nur in Zandvoort aufs Siegerpodest eines WM-Laufes steigen – gegen den Tyrrell von Jackie Stewart ist kein Kraut gewachsen. Kleiner, wenn auch trauriger Trost: Jacky Ickx gewinnt das Jochen-Rindt-Gedächtnisrennen in Hockenheim vor Ronnie Peterson und John Surtees und nimmt die Gratulation durch Nina Rindt entgegen. Als WM-Vierter 1971 und 72 – hier hat er erneut auf dem Nürburgring gesiegt – artet für Ickx das letzte Ferrai-Jahr desaströs aus.

Regenschlachtsieger 1974 beim Race of Champions im Lotus72D-5 vor Niki Lauda

Die Scuderia erntet nur 12 Punkte und steigt temporär mangels Erfolg aus. Sein bestes Saison-Resultat, nämlich einen einzigen Podestplatz, erzielt Ickx natürlich auf dem Nürburgring – als Gast-Pilot auf einem Yardley-McLaren-Ford M23, den er in die zweite Startreihe gestellt hatte! Schon nach der Abfahrt aus dem Fahrerlager in Zanvoort klebten auf sein Ferrari-Daytona-„Dienstwagen“ Yardley-Aufkleber, was Insider zunächst als Kosmetik-Gag gehalten hatten. Etwas peinlich klangen in den Ohren von Szenekennern die öffentlichen Schelte des Commendatore: „ Ickx mangelt es an fahrerischem Einsatz.“ Sorry, Ferrari mangelt es 1973 an einem konkurrenzfähigen Auto, denn auch „vor der Haustür“ , nämlich in Monza, landet der 312B3 nicht in den ersten drei Startreihen. Selbst mit dem nur ziemlich weit hinten angesiedelten ISO-Marlboro-Ford, kann Ickx noch etwas anfangen und fährt ihn beim GP der USA auf den siebenten Platz – Arturo Merzario im Ferrari wird nur Sechszehnter.

1974 und 75 fährt Jacky Ickx recht glücklos bei Lotus: Zweiter 1975 beim GP von Spanien und jeweils Dritter im Vorjahr in Brasilien und in Brands Hatch, wo er sich wenigstens beim Race of Champions 1974 bestens in Szene gesetzt und die Regenschlacht vor Niki Lauda (Ferrari 312B3) und Emerson Fittipaldi (McLaren-Ford M23) gewonnen hatte. Gelegentliche Starts für Williams und Ensign zwischen 1976 und 78 bleiben ohne WM-Punkte und 1979 bringen acht glücklose Ligier-Einsätze magere drei WM-Zähler.

Durchwachsene Formel-1-Bilanz aber CanAm-Sieg

Jacky, Vizeweltmeister 1969 und 1970, verbucht in seiner Grand-Prix-Karriere bei 114 Starts acht Siege, 13 Pole-Positionen, 3045 Führungskilometer und erntet 181 WM-Punkte (ein Sieger bekam damals ja nur deren neun).

Keine Fortüne im Ensign N177 MN-06: hier beim GP von Monaco 1978

„Nur einmal musste mein Schutzengel Schwerstarbeit leisten“, rekapituliert Ickx, „als mein Ferrari 1970 in Jarama lichterloh brannte“. Von Jackie Olivers BRM P153 torpediert, schleuderte der 312B des Belgiers mit voller Wucht in die Leitplanken und drohte zu explodieren. Von einem Streckenposten aus seinem Wagen befreit, wälzte sich der brennende Ickx neben der Strecke, um die Flammen zu ersticken. Er kam mit geringfügigen Brandwunden und einem Schock davon. Kein Schutzengel musste ihm bei der CanAm-Serie 1979 beistehen. Nach Patrick Tambay 1977 und Alan Jones 1978 holte Jacky für das Team von Carl Haas und Jim Hall den Titel eines Champions und erklärte in Riverside, dass er genug von der Rundstrecke habe. Dieses Vorhaben währte nicht lange, denn Porsche und Le Mans lockten.

 

Mit Ford, Gulf-Mirage und Porsche in Le Mans erfolgreich

1966:Während bei Porsche-Rennleiter Fritz Huschke von Hanstein vor lauter Freude über den vierten Gesamtrang und den Gewinn der Index-Wertung durch Jo Siffert und Colin Davis in einem Carrera 6 die ausgeprägte Oberkiefer-Zahnreihe unter dem Bärtchen immer breiter wird, macht Jacky Ickx ein langes Gesicht.

Dijon 1979: Ligier-Pilot Ickx im Fachgespräch mit rr-Reporter J.v.O

Sein erster Le Mans-Einsatz, zusammen mit Jochen Neerpasch in einem Ford GT40, endete in der elften Stunde mit Motorschaden. Drei Ford Mk II vor nicht weniger als vier Porsche Carrera 6, so lautet das Renn-Ergebnis. Ickx-Ausfall auch 1967, zusammen mit Brian Muir im Mirage M1 von John Wyer. Auf einem GT40 diese Teams kommt 1969 das große Aha-Erlebnis: Der hauchdünne Sieg vor Hans Herrmann im Porsche 908. Teamchef Wyer: „Unfassbar, unser alter GT40 hatte schon mehr als 30.000 Kilometer auf dem Buckel!“ Weder der Werks-Ferrari 512S, den Ickx 1970 mit dem Schweizer Peter Schetty zusammen pilotiert, noch 1973 der 312PB von ihm und Brian Redman sehen die Zielflagge.

Die „Wallfahrt“ (O-Ton Porsche-PR-Chef Manfred Jantke) nach Le Mans im Jahre 1975 hätte beinahe mit einer Überraschung durch den betagten 908/3 von Reinhold Jöst geendet, wenn seinem Mitstreiter Mario Casoni in den frühen Morgenstunden nicht ein anderer 908 abrupt in die Quere gekommen wäre. Der Reparatur-Stopp dauert eine Ewigkeit, so dass der Gulf-Ford GR8 von Jacky Ickx und Derek Bell trotz Differential-Defekt, Vibrationen im Heck, sinkendem Öldruck und heftigen Bremsproblemen mit beruhigtem Vorsprung siegt.

Bell ist fassungslos vor Glück, Ickx die Ruhe selbst, kann sich aber ein breites Lausbuben-Grinsen nicht verkneifen. Heiß her geht es im Jahr darauf: Auf den Asphalt knallt die Sonne, gut 400 der mehr als 200.000 Zuschauer erleiden Hitzeschocks, und Jacky Ickx im führenden Porsche 936 braucht viel Brandsalbe für seinen Gasfuß. Sein erster Le Mans-Sieg auf einem Werks-Porsche 936 – zusammen mit dem blaublütigen Holländer Gijs van Lennep – vor dem Mirage von Lafosse/Migault/ Bell und einem Cadenet-Lola-Ford untermauert seinen Anwartschaft als Spitzen-Pilot des Teams.

Die Wyer-Truppe 1968: Redman, Hawkins und Hobbs mit Ickx als Huckepack

Ickx-beliebiges Porsche-Treiben an der Sarthe

Jacky Ickx das Alphatier

 

1977: Als „Alfa-Tier“ bei Porsche ist Ickx nicht nur auf dem 936 mit Pescarolo unterwegs, sondern auch als Verstärkung des 936 von Jürgen Barth und Hurley Haywood eingeplant. Wie gut für den Belgier, denn nur dieser Wagen läuft am Sonntag noch. Ausgefallen: die drei führenden Renault sowie zwei der drei Werks-Porsche.

So hing der vierte Le Mans-Sieg von Ickx am seiden Faden. Auch 1978 muss er umsteigen, weil Jochen Mass seine Gruppe-6-Flunder rittlings in die Leitplanke gebohrt hatte. Erneut mit Jürgen Barth – dazu Reinhold Jöst und Bob Wollek – langt es diesmal nur zu einem zweiten Platz im Gesamtklassement. „1979 vergessen wir lieber“, so Ickx, denn der von Essex gesponsorte 936 wird wegen fremder Hilfeleistung disqualifiziert. Da hat doch „ganz zufällig“ ein Porsche-Mechaniker einen Reserve-Zahnriemen, den Jacky zum Weiterfahren benötigt, neben dem auf der Hunaudières-Geraden gestrandeten 936 fallen gelassen.

Jacky Ickx – der Rekordjäger

Für Ickx wird ein neuer Rundenrekord verbucht, doch der ist derart angesäuert, dass er im kleinen Kreis verlauten lässt:“ Ich glaube, dass ich hier besser nicht mehr antrete“. Monate später: „Man kann es ja noch einmal versuchen“. Und so steigt er 1980 in den privaten 936er, als 908/80 apostrophiert, von Reinhold Jöst. Hinter und vor einem Rondeau auf dem zweiten Platz gelandet, resümiert Ickx:“ Das wars jetzt aber wirklich“ Denkste! Jacky Ickx im Folgejahr: „Mit dem Jules-Werks-Porsche kann ich gewinnen“. Sprachs und lässt den zwei ihm folgenden Rondeau 379 C keine Chance. Er nimmt ihnen locker 14, beziehungsweise 19 Runden ab. Seinen fünften Le Mans-Gesamtsieg feiert Jacky – wie schon 1975 – zusammen mit Derek Bell. Auf die Frage, ob er denn mit diesem Sieg in der Tasche zurücktrete: „Das muss ich mir jetzt aber noch nicht überlegen, oder?“

Jacky Ickx hatte mehr Erfolg als Landsmann Merckx

Mit seinem Landsmann und Jahrgangs-Kamerad Edouard Louis Joseph Baron Merckx, kurz Eddy genannt, ist er jetzt sozusagen auf Augenhöhe, denn Eddy gewann je fünfmal die Tour de France und den Giro d`Italia. Weitermachen? Warum eigentlich nicht, denn mit dem 956 für 1982, ganz im Rothmans-Look, hat er nicht nur ein Super-Rennfahrzeug zur Verfügung, sondern ihm wird erneut sein Lieblingspartner Derek Bell zugeteilt.

Für diese ideale Konstellation erübrigt sich die Anfrage beim Schutzengel, der ohnehin noch keine Ermüdungserscheinungen zeigt. Fünffach-Erfolg an der Sarthe im Juni 1982: vorn die drei Gruppe-C-956 von Ickx/Bell, Mass/Schuppan und Haywood/Holbert/Barth und dahinter zwei 935, siegreich in der IMSA-GTX-Kategorie. Die Startnummern 1, 2 und 3 in dieser Reihenfolge ins Ziel zu bringen, das hat es in Le Mans noch nicht gegeben. Und dass der routinierte Jacky Ickx bei gleichen Rundenzeiten wesentlich weniger Sprit verbraucht als seine Team-Kollegen, spricht für sein herausragendes Können. Porsche-Projektleiter Norbert Singer singt eine Lobeshymne.

1983 muss die Traum-Paarung Ickx/Bell dem Trio Holbert/Haywood/ Schuppan knapp den Vortritt lassen. Hinter ihr landen die Andrettis, die sich mit Philippe Alliot ein Cockpit teilen. Siegen kann süchtig machen: Jacky Ickx meldet sich 1985 noch einmal zum Dienst bei Porsche. Partner in dem Rothmans-962 ist Jochen Mass. In der Startaufstellung nehmen sie den zweiten Platz ein, denn „Strietzel“ Stuck hat mit 3.14,80 einen Bahnrekord auf den Asphalt geknallt, zwei Sekunden schneller als der alte, von Ickx gehaltene Rekord. Ist es ein schlechtes Omen, dass Derek Bell im Stuck-Auto fährt? Beide Werkswagen werden von diversen Problemen befallen: Im Ziel liegen Stuck sieben und Ickx sogar 26 Runden hinter dem Jöst-Porsche 956 von Klaus Ludwig, Paolo Barilla und „John Winter“.

Verhängnisvolle Kollision

Spa-Francorchamps, Eau Rouge, 1. September 1985: Nach einer Kollision zwischen dem 956 von Stefan Bellof und dem Werks-962 C von Jacky Ickx regiert das Grauen. Deutschlands Formel-Hoffnung und Langstrecken-Weltmeister Bellof ist sofort tot – Ickx kommt mit leichten Verstauchungen davon. Erstmals hebt sein Schutzengel warnend die Hand. Ein völlig niedergeschlagener Ickx: “Ich bin unendlich traurig, wer soll denn ahnen, dass Stefan in dieser Kurve links außen vorbei will.“

Der Schutzengel von Jacky Ickx hatte alle Hände voll zu tun

Ickx strapaziert seinen Schutzengel allerdings noch eine ganze Weile, besonders bei Off-Road-Veranstaltungen wie bei der Rallye Paris-Dakar. Diese hatte er nach einigen Anläufen mit Citroen und Porsche 1983 mit Claude Brasseur in einem Mercedes 280 GE gewonnen. Mit 50 solle er doch gefälligst aufhören, so der Wink von oben. „Mein Schutzengel wollte nicht mehr“, so Ickx. Grund genug, den Helm an den Nagel zu hängen. Ausgenommen sind natürlich historische Einsätze. So hatte Jacky beim Oldtimer-GP 2020 Spaß, mit den Ferrari 312 B3 von Niki Lauda seine Runden auf dem GP-Kurs des Nürburgrings zu drehen. Dem Motorsport bleibt er also in vielfältiger Form noch erhalten, für seine Frau Khadja – eine Sängerin – kein Problem. Das „Lied vom Tod“ singen Andere!