„Das Konkurrenz-Niveau ist sehr hoch“

"Nichts auf die leichte Schulter nehmen, sonst bestrafen dich die an-deren Boys": HRA-Vize und Meister seiner For-mel 3-Epochen-Klasse, Michael Ringström im March 753-Toyota
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Nach der ADAC Westfalen Trophy auf dem Nürburgring-Grand Prix-Kurs stehen die Meister fest.

Bei der ADAC Westfalen Trophy am Nürburgring, hier am 23./24. Oktober auf dem Grand Prix-Kurs, fielen auch Titelentscheidungen in diversen nationalen Historischen Formel-Serien. Und da hatte Harald Schmeyer, mit seinem Lola T 492 Sports2000 bereits 2012 und 2013 Meister Gesamt der von Biehl Racing in Mönchengladbach tatkräftig organisierten HRA German Open, vor dem letzten der beiden Rennläufe am Nürburgring eine von der Papierform her für ihn relativ leichte Aufgabe zu lösen, um zum dritten Mal Champion der Rennserie im Gesamtklassement zu werden. „Nach einem weiteren Klassensieg gestern würde heute sogar ein dritter Platz in der Klasse ausreichen, und in der Startaufstellung meiner Klasse stehe ich vorn“, wirkte der 60-Jährige gelassen. „Ich habe auch eine Bilderbuch-Saison hinter mir mit je zwei Klassensiegen in Hockenheim, Oschersleben, Spa und Magny-Cours sowie einem bei der Historic Trophy am Nürburgring, dort musste ich mich einmal geschlagen geben. Aber ich darf gleich im Rennen nichts riskieren. Ich stehe in der sechsten Startreihe, mitten unter den Heißspornen der Formel 3, die interessieren sich nicht für meine Titelchancen, sondern fahren eher noch Harakiri-Aktionen, weil sie wissen, ich darf keinen Unfall riskieren. Ich muss also sehr konzentriert im Blick behalten, was um mich herum geschieht.“

Gesagt, getan. Nach dem Start fuhr er den engen Rechtshänder auf dem Weg in die „Mercedes-Arena“ im weiten Bogen auf der Außenspur und lag anfangs auf dem zweiten Platz in der Klasse hinter Daniel Hornung im Tiga SC 81 – ausreichend für die Titelchancen. Nach der dritten von zehn Runden führte er aber wieder in der Klasse GO6 dieser Rennsportwagen, die zumeist wesentlich auf der Technik der Formel Ford 2000 basieren. „Ich bremste ihn erstmals in der ‚NGK-Schikane‘ aus, dann konterte er noch einmal, dann lag plötzlich noch ein Formel 3 zwischen uns“, berichtete anschließend ein freudestrahlender neuer Meister im HRA-Gesamtklassement nach seinem zehnten und elften Klassensieg 2015.


„In der ‚Bit-Kurve‘ war ich aber wieder dicht dran und habe ihn noch einmal vor der ‚NGK-Schikane‘ überholt. Dann bringt man nur noch das Auto ins Ziel, nicht aus der Konzentration heraus kommen und schauen, dass dem Auto nichts passiert. Jetzt weiß ich, dass Michael Ringström in der Formel 3 lediglich Zweiter wurde – da hätte mir sogar nur ein fünfter Platz in meiner Klasse gereicht.“ Titelträger Schmeyer sammelte insgesamt 142,68 Punkte.


Für den 28-jährigen Dänen Michael Ringström, der schon als Zehnjähriger Kartrennen fuhr und dessen Vater Palle Ringström 2009 den ADAC Graf Berghe von Trips Pokal gewann und 2011 HRA-Meister wurde, war es die erste Saison im 75er Formel 3-March-Toyota. Davor war er auch schon Sports2000 gefahren. „Das war dann auch schon einmal hart in dieser Saison“, bekundete er in den Boxen vor dem Start zum letzten Saisonlauf. „Beim ersten Rennen in Hockenheim musste ich erst einmal das Auto kennenlernen, und das brauchte schon seine Zeit, bis ich wusste, wie ich es pushen kann. Auch war ich vor diesem Jahr keine Kartrennen mehr gefahren, höchstens noch zum Vergnügen. Aber es ist schön in diesem Feld zu fahren, man kann sehr nahe mit den anderen im Pulk fahren, weil hier sehr fair gefahren wird. Das muss auch so sein, wir fahren historische Autos. Dennoch ist das Konkurrenz-Niveau sehr hoch, der Druck ist da, Leistung zu bringen, nichts auf die leichte Schulter zu nehmen, sonst bestrafen dich die anderen Boys.“

Dennoch war der sehr talentierte Däne in der Saison 2015 in den HRA-Rennläufen vor dem Nürburgring sogar schon sechsmal Gesamtsieger und ebenso oft Sieger seiner Formel 3-Epochenklasse. Seinen jeweils siebten Triumph sicherte er sich nach Pole Position in Rennlauf eins in der Eifel am Freitag. „Ich hoffe nachher auch den zweiten Lauf zu gewinnen, das wird wesentlich davon abhängen, wie Thomas Warken und ich starten, die erste Kurve nach dem Start wird mitentscheidend.“ Er gewann dann den Start und führte die ersten vier Runden vor Falk Künster im GRD 374-To-yota und Frank Wolber im Reynard SF 84. „Dann habe ich in der Linkskurve nach dem ‚Schumacher-S‘ zu hart gepusht und mich gedreht – so konnte Falk Künster gewinnen“, entschuldigte sich beinahe der zweitplatzierte Däne nach dem Rennen. „Aber ich kann sehr glücklich sein mit meinem ersten Jahr in diesem Auto, ich bin Vize im Gesamt, und das Wichtigste ist: Formel 3-Meister.“ Mit insgesamt 137,35 Punkten liegt er in der Schlusstabelle des HRA-Gesamtklassements auch relativ knapp hinter Harald Schmeyer.

Der Saarländer Thomas Warken war wiederholt 2015 ein harter Konkurrent Ringströms um Epochen-Klassensiege und auch Gesamtsiege. Er gewann in Hockenheim und in Spa-Francorchamps je einen Rennlauf im HRA-Gesamtklassement, kam zu insgesamt drei Klassensiegen, lag als Zweiter in Rennlauf eins in Hockenheim sowie als Dritter und Zweiter bei der Historic Trophy Nürburgring jeweils nur zwischen 0,6 und 1,2 Sekunden im Ziel gegen den Dänen zurück. Seinen 84er Ralt RT 3-Alfa Romeo setzt er seit 2015 ein, nachdem dieses in der Historie vom Schweizer Mario Hytten pilotierte Auto 20 Jahre in einer Scheune gestanden hatte und dann mit viel Liebe restauriert wurde. Der Motor war revidiert worden, Biehl Racing hatte sich auch stärker des Getriebes angenommen. „Im Qualifying hier fehlten mir ungewohnt 1,7 Sekunden auf Ringström“, meldete Warken vor dem Start zum allerletzten Rennlauf. „Daraufhin baute ich das Fahrwerk um, verstellte Flügel, Vorderachs-Geometrie, Spur, Sturz und war dadurch gestern in Rennlauf eins fast drei Sekunden schneller…Den Start gewann ich, dann überholte mich Ringström beim Beschleunigen ins ‚Schumacher-S‘ hinein, in der nächsten Links geriet ich mit meinem linken Vorderrad an sein rechtes Hinterrad, drehte mich und fiel auf Platz vier zurück. Ich kämpfte mich bis ins Ziel aber noch auf Platz zwei vor.“ Am Samstag fiel er dann aus – Dritter in der HRA-Gesamtwertung mit 116,64 Punkten.

Der Vierte in der HRA-Schlusswertung Gesamt, Roel Mulder im PRS RH02 Ford, wurde Meister in der Klasse GO5 der Formel Ford 1600, der Fünftplatzierte, Helmut Hess im Reynard SF88 Ford, Meister in der GO3 der Formel Ford 2000. Hess betreibt seit 40 Jahren Motorsport, war unter anderem Teamchef von Jörg Müller in dessen Formel Ford 1600-Zeiten und fuhr später mit Müllers Auto, das er zwischenzeitlich an diesen wieder zurückverkaufte, einige Zeit in der FFR-Serie. Axel Pilz gewann mit seinem Brabham BT 21 C Formel Atlantic die GO2, Peter Prause mit seinem Ensign LNF 3 die GO4 der Formel 3 1600. Gesamtsieger des AvD Historic Race Cup 2015 wurde Klaus Dieter Häckel auf einem Van Diemen RF88 Formel Ford 1600, außer ihm wurden Walter Marty im Reynard SF86 (Formel Ford 2000) und Francois Jeanneret im Swift (Formel Ford Zetec) Gesamtsieger ihrer Klassen im Rahmen der FFR-Wertung.