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Lisa Linke

Interview mit der Fotografin Lisa Linke

Wir hatten in unserer Serie bereits Fotografen aus Deutschland und aus England; eine Fotografin, die sowohl in den USA als auch in Deutschland arbeitet, ist eine Ausnahme!
Während der Schulzeit entdeckte Lisa Linke ihre Liebe für die Fotografie, und im Laufe ihres Architekturstudiums entwickelte sich ihr Interesse am Motorsport und an der Motorsportfotografie. In dieser Zeit war Lisa mit ihrer Kamera am Nürburgring, in Hockenheim, Le Mans, aber auch in Sebring und Road Atlanta unterwegs. Heute arbeitet Lisa Linke in Amerika als Fotografin für die Werbung und im Auftrag für diverse Magazine. Sie wird von Agenturen in New York und in Hamburg vertreten.

CURBS: Du bist mit Deiner Arbeit in zwei Kontinenten unterwegs. In Hamburg und New York sitzen Deine Agenturen, in Los Angeles arbeitest Du zurzeit. Ist es eine besondere Belastung, einmal hier und einmal dort zu arbeiten?

Lisa Linke: Es ist eher eine Herausforderung, die ich aber sehr spannendende. Die Arbeitsweise in Amerika ist anders als in Deutschland und natürlich aufgrund der unterschiedlich aussehenden Locations auch der Look der Fotos.

CURBS: Unterscheiden sich die Arbeitsbedingungen für Fotografen bei Rennen in den USA sehr von den Bedingungen in Europa?

Lisa Linke: Ich denke, es kommt eher auf die Veranstaltung an. Manche Veranstaltungen sind eher lockerer, und die Fans sind näher dran am Geschehen, was bedeutet, dass auch ich mehr Freiraum habe. NASCAR ist hierfür ein gutes Beispiel, denn man will, dass die Fans hautnah mit dabei sind.

„Die Herausforderung, das richtige Foto im richtigen Moment und am richtigen Ort zu schießen“

CURBS: Wie ist es überhaupt zu diesem internationalen Auftritt gekommen?

Lisa Linke: Es war wie immer solchen Fällen! Ich habe geheiratet und bin aus diesem Grund ausgewandert. Mein Mann fotografiert auch, und wir haben uns durch den Motorsport am Nürburgring kennengelernt.

CURBS: Ich habe in den letzten Monaten festgestellt, dass es zwar viele weibliche Fotografen gibt, aber noch recht wenige, die sich dann auch noch auf einen sehr durch Männer bestimmten Bereich, den Motorsport, spezialisiert haben. Wie bist Du eigentlich zur Fotografie und den Motiven Autos und Motorsport gekommen?

Lisa Linke: Ich hatte schon sehr früh großes Interesse für die Fotografie. Da ich in der Nähe von Hockenheim aufgewachsen bin, habe ich auch dort sehr oft Zeit mit Freunden bei verschiedenen Rennen verbracht und die Liebe zum Motorsport entdeckt. Für mich war vor allem der Nürburgring faszinierend, und insbesondere das 24-Stunden-Rennen war für mich eines der besten Erlebnisse an der Rennstrecke. Auch die Gemeinschaft und die Leute, die man an der Rennstrecke kennenlernt, hatten für mich großen Einfluss auf die Berufswahl.

CURBS: Wir haben über Frauen am ‚Arbeitsplatz Motorsport‘ gesprochen. Gibt es eigentlich eine ‚weibliche‘ Motorsportfotografie? Würdest Du erkennen, ob Fotos von einem Rennen eher von einer Kollegin oder einem Kollegen gemacht wurden?

Lisa Linke: Ich denke nicht, dass es eine weibliche Motorsportfotografie gibt. Es kommt eher darauf an, wie der Fotograf den Moment erlebt und wie er diesen sieht und das bestimmt natürlich, wie das Motiv aussieht. Ich würde defnitiv nicht erkennen
können, ob ein Foto von einem Kollegen oder einer Kollegin gemacht wurde. Ich finde, das ist auch gut so, es soll schließlich nicht um das Geschlecht gehen, sondern um das Talent und die Kreativität des Fotografen – ganz gleich, ob Mann oder Frau.

CURBS: Du arbeitest viel in den USA. Manche Entwicklungen haben dort begonnen und sind später erst in Europa populär geworden. Siehst Du heute Trends in Amerika, die demnächst auch in Europa die Fotografie bestimmen werden?

Lisa Linke: Hier in Amerika sind deutsche Fotografen momentan sehr gefragt. Wie die Situation in Deutschland ist, kann ich schwer beurteilen. Hier in Amerika sind derzeit eher Fotos gewollt, die natürlich und echt aussehen und weniger gestellt sind beziehungsweise gestellt aussehen. Auch wenn manche Motive sehr aufwändig ‚komponiert‘ sind, es soll aber nicht so aussehen.

„Ich versuche meine Motive so oft es geht spontan auszuwählen“

CURBS: Mit den heute sehr leistungsfähigen Smart Phones hat doch jeder Besucher einer Motorsportveranstaltung zumindest die technischen Voraussetzungen, um veröffentlichungsfähige Fotos zu schießen. Was unterscheidet ihn heute noch von einem Berufsfotografen?

Lisa Linke: Natürlich kann man mit dem Smartphone heutzutage gute Bilder machen, aber es ist meiner Meinung nach nicht das Gleiche. Es geht unter anderem auch darum, den richtigen Ort zu finden und den Moment perfekt einzufangen. Auch die Kreativität spielt hierbei eine große Rolle. Ich zumindest versuche immer etwas Neues zu fotografieren und das auch, wenn ich schon viele Male an der jeweiligen Rennstrecke fotografiert habe. Das Smartphone kann auch trotz neuester Technik nicht wirklich mithalten, ich denke, Geschwindigkeit kann nicht in der gleichen Weise eingefangen werden, wie mit einer DSLR Kamera.

CURBS: Wenn man sich Deine Motorsportfotos genauer anschaut, gewinnt man schon den Eindruck, die sind nicht einmal so eben aus der Hüfte geschossen. Da scheinen Positionen und Lichtverhältnisse schon im Vorfeld sorgfältig ausgesucht zu sein. Ist das so?

Lisa Linke: Um ehrlich zu sein, versuche ich meine Motive so oft es geht spontan auszuwählen. Natürlich ist es hilfreich, wenn man vorab eine Idee von der Rennstrecke hat und wo man eventuell das Foto bekommen könnte, dass man im Hinterkopf hat. Dennoch ist das nicht immer möglich, was unter anderem mit dem Wetter und auch den Lichtverhältnissen zu tun hat. Ich finde
es spannend, Momente spontan einzufangen und sich überraschen zu lassen.

CURBS: Es gibt neben Deinen Rennsportfotos auch Studioaufnahmen von Automobilen. Ist das nicht ein völlig anderes Arbeiten? Als Laie stelle ich mir vor, Du hast endlos Zeit, die Lichtverhältnisse zu optimieren und mit Aufnahmeperspektiven zu variieren. Welche Arbeitsbedingungen bevorzugst Du?

Lisa Linke: Das stimmt, es ist ein ganz anderes Arbeiten. Von der Planung bis hin zur Umsetzung des Fotos, es ist wirklich in keiner Weise vergleichbar mit den Motorsportaufnahmen. Allerdings versuche ich trotzdem, alles so natürlich einzufangen wie möglich und diese Spontanität, die es beim Motorsport gibt, auch bei anderen Aufträgen mit einzubringen. Beispielsweise versuche ich immer, Reflektionen auf dem Lack mit einzufangen anstatt alles perfekt auszuleuchten. Motorsport erlaubt mir oftmals mehr Kreativität, aber ich liebe es auch, mit Leuten zusammenzuarbeiten und gemeinsam ein Projekt durchzuführen. Deshalb kann ich nicht wirklich sagen, was mir lieber ist, denn es ist einfach nicht vergleichbar.

CURBS: Ich komme noch einmal auf die Frage nach den Trends in der Automobil und Motorsportfotografie zurück. Du hast Fotos von den 24h Nürburgring gemacht und über das Rennen geschrieben. Andere berichten in Blogs regelmäßig über ihre Arbeit. Aktuell hast Du den Lexus RC F GT3 und den extremen Toyota 4Runner sowohl auf Fotos als auch auf Videos präsentiert. Ist das eine zufällige Ergänzung oder eher eine Möglichkeit, sich als Fotograf weiterzuentwickeln?

Lisa Linke: Das Thema Video wird immer aktueller. Immer öfter werde ich für Aufträge angefragt, die auch Video beinhalten, und aus diesem Grund muss ich natürlich sicherstellen, dass der Kunde auch sieht, dass ich auch solche Aufträge ohne Probleme durchführen kann. Ich denke, es ist eine gute Möglichkeit, sich als Fotograf weiterzuentwickeln und sich ein zusätzliches Standbein aufzubauen.

CURBS: Du hast viele Rennen schon als Fotografin begleitet. Hast Du noch eine Veranstaltung auf Deiner „Bucket List“, die zu fotografieren Dich besonders reizen würde vielleicht auch einmal als Fahrerin?

Lisa Linke: Ich denke, was mich definitiv reizen würde, wären diverse Off Road Rennen wie die WRC, Baja 1000, oder andere Rallye-Veranstaltungen. Nachdem ich einige Projekte in den Sanddünen fotografiert habe, würde ich wirklich gern einmal ein Rennen fotografieren, das nicht auf dem Asphalt stattfindet. Für mich besteht der Reiz eher weniger darin, hinter dem Steuer zu sitzen. Für mich ist es die Fotografie, die den Motorsport für mich spannend macht.

CURBS: Dann wünschen wir Dir demnächst ganz viel Spaß in irgendeiner Sanddüne!


Kontakt:

Lisa Linke | Commercial Photographer
www.lisa-linke.com
c/o Severin Wendeler
office@severinwendeler.com

Info für Interessierte:

Für Ihre Fotos nutzt Lisa Linke folgendes Equipment:
Nikon D850 | Nikon AF-S NIKKOR 24-70mm f/2.8 ED VR Lens | Nikon AF-S NIKKOR 70-200mm f/2.8E FL ED VR Lens | diverse Sigma Art Prime Lenses (35mm, 85mm) | Phase One Kameras

 

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